Konjunkturumfrage 2021: Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und Erwartungen der Investoren in Polen
Ausländische Investoren erwarten in diesem Jahr einen wirtschaftlichen Aufschwung in Polen, sowohl für die Gesamtwirtschaft als auch für ihre eigenen Unternehmen. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit den Faktoren, die das Geschäftsklima bestimmen, gestiegen – das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) hervor, die unter den Mitgliedsunternehmen und den in den Kammern des internationalen IGCC-Netzwerks zusammengeschlossenen Unternehmen durchgeführt wurde.
„Wenngleich die allgemeine wirtschaftliche Situation angesichts der Corona-Pandemie schlechter bewertet wurde als in früheren Jahren, befinden sich die meisten Unternehmen nach eigenen Angaben in einer stabilen Lage und erwarten wachsende Umsätze sowie steigende Investitionen“, betont Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführer der AHK Polen. "Im Vergleich mit anderen europäischen Standorten belegt das Land damit in der Attraktivität für internationale Firmen noch immer einen Spitzenplatz.“ Laut der Umfrage planen deutlich mehr Unternehmen, die Beschäftigung zu erhöhen, als diese zu reduzieren. Ebenso möchte jeder dritte Investor seine investiven Ausgaben in Polen steigern.
Unter den Faktoren, die die Attraktivität einer Geschäftstätigkeit in Polen beeinflussen, bewerten die befragten Unternehmen die Mitgliedschaft in der Europäischen Union am höchsten (93,3% der positiven Meinungen). Polen punktet auch mit der Qualifikation seiner Mitarbeiter sowie der Qualität und Verfügbarkeit lokaler Lieferanten. Es gebe aber auch Risiken für den Standort, so Gutheil. So bewerten die Befragten den Kampf gegen Korruption und Kriminalität, die Flexibilität der Arbeitsgesetze und die Arbeitskosten niedriger als in der Vergangenheit. Die schlechtesten Bewertungen gibt es für die Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik (66% negative Bewertungen) sowie die politische und soziale Stabilität des Landes (55%).
Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie
Die Studie analysierte auch separat die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie. 39,9% der befragten Unternehmer gaben an, dass sie bereits wieder Verkaufsergebnisse wie "vor dem Coronavirus" erzielt haben. Fast 30% erwarten eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau aber erst ab 2022, 16% noch später. Eine langfristige Folge der Krise könnte die Umgestaltung der globalen Lieferketten sein. Davon profitieren voraussichtlich Mittel- und Osteuropa, während die bestehenden Standorte in Polen nicht in Frage gestellt werden. 60% der befragten Unternehmen erwägen keine Verlagerung der eigenen Standorte, 31% halten eine Verlagerung für unwahrscheinlich. Problematisch erscheinen jedoch die vergleichsweise hohen Energie- und Rohstoffpreise im Land, die als die größte Bedrohung für die Entwicklung des Geschäfts im nächsten Jahr bewertet werden.
Investitionsattraktivität des Wirtschaftsstandorts Polen
Polen liegt in der Spitzengruppe der attraktivsten Investitionsstandorte in der Region, knapp hinter Estland und der Tschechischen Republik (Platz 3 von 20 Destinationen). Eine überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen – 96% - würde Polen wieder als Investitionsziel wählen. Das ist der höchste Prozentsatz, den die Kammer in der Untersuchung jemals verzeichnet hat.
Wirtschaftliche Lage und Erwartungen
Auf den ersten Blick gibt es wenig Überraschungen: Nach der wirtschaftlichen Abschwächung im Jahr 2020 erwarten die meisten Unternehmen in Polen in diesem Jahr einen Aufschwung, sowohl für die Gesamtwirtschaft als auch für ihr eigenes Unternehmen. Mehr als vier von fünf befragten Unternehmen prognostizieren einen Anstieg des Umsatzes oder die Beibehaltung des Umsatzes auf gleichem Niveau. Der Zustand der polnischen Wirtschaft wird von 68,8% der befragten Unternehmen positiv bewertet. Allerdings waren dies im vergangenen Jahr noch 87,7%.
Beschäftigungswachstum und Mangel an qualifiziertem Personal
In über einem Drittel der befragten Unternehmen wird ein Anstieg der Mitarbeiterzahl erwartet. Nach Meinung der befragten Unternehmer wirkt sich der Personalmangel vor allem auf das Wachstum der Arbeitskosten aus und verursacht Störungen in der laufenden Produktion.
Die Verfügbarkeit von Fachkräften hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verbessert, doch mit der erwarteten wirtschaftlichen Erholung könnte der Mangel an Arbeitskräften in diesem Jahr wieder zunehmen.
Wirtschaftspolitik
Zu den wichtigsten Faktoren, die die Attraktivität von Geschäften in Polen beeinflussen, gehört die Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Mehr als die Hälfte der Befragten unterstützen einen Beitritt Polens zur EURO-Zone. Die Korruptions- und Verbrechensbekämpfung, die Flexibilität der Arbeitsgesetze, die Arbeitskosten sowie die Berechenbarkeit der Wirtschaftspolitik und die politische und soziale Stabilität des Landes, das Steuersystem und die Steuerbelastung werden nur niedrig bewertet.
Über die Umfrage:
Die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer führte vom 15. März bis 16. April eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der Kammern und den internationalen Kammern, die dem Netzwerk internationaler Kammern in Polen (IGCC) angeschlossen sind, in einem Online-Format durch. Insgesamt nahmen 241 Manager an der Umfrage teil.
Bei der Konjunkturumfrage geht es vor allem um die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und Perspektiven sowie um die Beurteilung der Standortqualität bei den Mitgliedsunternehmen. Die Ergebnisse wurden auf einer virtuellen Pressekonferenz am 20. Mai 2021 vorgestellt.
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