Der Welthandel befindet sich in einem grundlegenden Umbruch, der sich spürbar auf deutsche Unternehmen auswirkt. Protektionistische Tendenzen sind allgegenwärtig und erschweren das Auslandsgeschäft zunehmend. Höhere Zölle, Gegenzölle, verschärfte Zertifizierungsanforderungen und neue Regulierungen setzen die Betriebe unter Druck. Eine Mehrheit der Unternehmen hat in den vergangenen Wochen und Monaten bei ihren internationalen Geschäften eine deutliche Zunahme an Handelshemmnissen festgestellt. Der erhoffte Exportaufschwung wird infolgedessen unterdrückt: Die Geschäftsperspektiven verbessern sich leicht, bleiben aber dennoch im negativen Bereich. Das zeigt die aktuelle Umfrage "Going International 2025" der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter knapp 2.600 auslandsaktiven Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Die wesentlichen Ergebnisse der Umfrage lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Verbesserung der Geschäftsperspektiven bei hoher Unsicherheit auf den Märkten Weltweit verbessern sich die Geschäftsperspektiven für das kommende Jahr im Vergleich zum Vorjahr leicht. Der erhoffte Aufschwung der Weltwirtschaft wird unterdrückt von großer handelspolitischer Unsicherheit in Nordamerika sowie strukturellen Herausforderungen wie Zertifizierungsanforderungen und Regulierungen. In Anbetracht der handelspolitischen Signale aus den USA brechen die Erwartungen für die Geschäfte in Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko) ein. Dahingegen hellen sich die Erwartungen für den Rest der Welt auf – bleiben unter dem Strich jedoch weiterhin negativ. Zunahme der Handelshemmnisse für Unternehmen im internationalen Geschäft Deutsche Unternehmen sehen sich in ihrem internationalen Geschäft mit immer mehr Handelshemmnissen konfrontiert. Das Niveau neuer Handelshemmnisse bleibt sehr hoch. 58 Prozent der Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Zunahme von Handelshemmnissen bei ihren internationalen Geschäften registriert. Den Unternehmen machen insbesondere lokale Zertifizierungsanforderungen und verstärkte Sicherheitsanforderungen zu schaffen, die den Planungs- und Kostenaufwand für den grenzüberschreitenden Handel erhöhen. Hinzu kommen Sanktionen, insbesondere im Russlandgeschäft, intransparente Gesetzgebung, höhere Zölle und Local-Content-Vorschriften. Regional differenzierte geschäftliche Herausforderungen Die Herausforderungen für deutsche Unternehmen variieren je nach Weltregion erheblich. In den USA sieht bereits die Hälfte der Unternehmen eine Belastung in neuen Zöllen – im Vorjahr waren es noch 24 Prozent. In China wird insbesondere der Zwang zu Local Content als Hindernis genannt (44 Prozent). Auch der Handel innerhalb der Eurozone wird von verschiedenen Hemmnissen, vor allem bürokratischen, erschwert: 55 Prozent der Unternehmen bemängeln eine für sie intransparente Gesetzgebung, 52 Prozent berichten von erschwertem Zugang zu öffentlichen Aufträgen, 50 Prozent sehen lokale Zertifizierungsanforderungen als Problem. Sanktionen wirken sich weiterhin insbesondere auf das Russlandgeschäft aus, wo 78 Prozent der betroffenen Unternehmen deren Einfluss spüren. Bürokratie und regulatorische Unsicherheit sind die größten Hindernisse für Unternehmen in Europa Hausgemachte Handelshemmnisse aus Deutschland und Europa gewinnen stärker an Bedeutung. 80 Prozent der Unternehmen berichten von heimischen Herausforderungen beim internationalen Geschäft. Davon beklagen 83 Prozent bürokratische Hürden und Unsicherheit bei der Umsetzung von Regulierungen, wie etwa dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), den Auflagen der Verpackungsrichtlinie oder dem EU-CO2-Grenzausgleich (CBAM). 43 Prozent haben Probleme bei der Abwicklung ihres Auslandsgeschäfts etwa durch lange Genehmigungszeiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder durch komplexe Verfahren bei der Zollabwicklung. Schwierige Lage für deutsche Unternehmen trotz verbesserter Geschäftsperspektiven Von der robust wachsenden Weltwirtschaft können die deutschen Unternehmen derzeit nur wenig profitieren. Das spiegelt sich in den globalen Geschäftsperspektiven wider. 23 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verschlechterung der Auslandsgeschäfte im laufenden Jahr aus, lediglich 15 Prozent erwarten eine Aufhellung. Per Saldo positive Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate haben die international aktiven Unternehmen in keiner Weltregion, wenngleich sich die Aussichten im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Während die Geschäftsperspektiven für das laufende Jahr weithin weniger pessimistisch bewertet werden als noch zuvor, bleibt die aktuelle Geschäftssituation unverändert schlecht.
Computertechnologien führen erstmals die Liste der Patentanmeldungen an, dabei wurde ein deutlicher Anstieg der Zahl der Patentanmeldungen für künstliche Intelligenz und Batterietechnologien verzeichnet. Die Zahl der Patentanmeldungen aus Polen ist gestiegen. Die führenden Technologiebereiche für polnische Patentanmeldungen sind Medizintechnik, Bauwesen und die organische Chemie. Der vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichte Patentindex 2024 weist weltweit fast 200.000 Patentanmeldungen aus. Damit ist die Zahl der Anmeldungen im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Die Zahl der Patentanmeldungen aus Europa und den 39 EPA-Mitgliedstaaten stieg um +0,3 %, während die Anmeldungen aus nichteuropäischen Ländern leicht zurückgingen (-0,4 %). Der Anstieg der Zahl der europäischen Patente ist ein positives Zeichen im Zusammenhang mit den jüngsten Berichten von Draghi und Letta über die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation unseres Kontinents. Eine zentrale Aufgabe in Europa besteht darin, das Innovationsökosystem zu stärken. Vor allem in strategischen Bereichen wie grünen Technologien, künstlicher Intelligenz und Halbleitern ist es von größter Bedeutung, den Erfindern bessere Möglichkeiten zur Skalierung und Kommerzialisierung ihrer Innovationen zu bieten. Computertechnologien an der Spitze Computertechnologien, einschließlich künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Mustererkennung, stehen mit fast 17 000 Patentanmeldungen im Jahr 2024 erstmals an der Spitze. Die Kategorien elektrische Maschinen, Apparate und Energie verzeichneten im vergangenen Jahr das stärkste Wachstum (+8,9 % im Vergleich zu 2023). Dies ist auf die Fortschritte bei den sauberen Energietechnologien zurückzuführen, insbesondere bei den Batterieinnovationen (+24,0 %). Im Gegensatz dazu verzeichnete die digitale Kommunikation, zu der Erfindungen im Bereich der Mobilfunknetze gehören, einen Rückgang von -6,3 %. Globale und europäische Patenttrends Die USA stehen bei der Zahl der europäischen Patentanmeldungen weiterhin an der Spitze, gefolgt von Deutschland, Japan, China und der Republik Korea. 43 % der Anmeldungen kamen aus den 39 Mitgliedstaaten des EPA, während 57 % von außereuropäischen Anmeldern stammten. Den größten Zuwachs an Patentanmeldungen verzeichnete die Republik Korea (+4,2). Die Zahl der Patentanmeldungen aus den 39 EPA-Mitgliedstaaten nahm um +0,3 % zu, was auf die Schweiz (+3,2 %) und das Vereinigte Königreich (+3,1 %) zurückzuführen ist, während die Zahl der Anmeldungen aus den 27 EU-Mitgliedstaaten um -0,4 % zurückging. Die beiden europäischen Spitzenreiter bei den Anmeldungen, Deutschland (+0,4 %) und Frankreich (+1,1 %), verzeichneten im Jahr 2024 einen leichten Anstieg. Die Schweiz bleibt Spitzenreiter bei den Patentanmeldungen pro Kopf, gefolgt von mehreren skandinavischen Ländern. Polen verzeichnete einen Anstieg der Patentanmeldungen Die Zahl der Patentanmeldungen aus Polen ist im Jahr 2024 um 3,4 % gestiegen. Zu den führenden Technologiefeldern für Patentanmeldungen in Polen gehören Medizintechnik, Bauwesen und organische Chemie. Das am stärksten wachsende technische Gebiet war die Kategorie „Elektrische Maschinen, Apparate, Energie“, zu der auch Technologien für saubere Energie gehören, mit einem deutlichen Anstieg von 40,9 %. Führende EPA-Anmelder aus Polen im Jahr 2024 waren die AGH Universität, die Technische Universität Warschau und Ryvu Therapeutics. Auch mehrere Universitäten waren in den Top 10 vertreten, was die Innovationskraft der polnischen Hochschulen unterstreicht. Fast jede dritte (32 %) Anmeldung aus Polen stammt von einer Erfinderin - deutlich mehr als im europäischen Durchschnitt (25 %). Insgesamt belegte Polen Platz 26 unter allen Ländern, die beim EPA Patentanmeldungen einreichten. Große Unternehmen treiben die Innovation voran Samsung war der neue Spitzenanmelder beim EPA im Jahr 2024. Unter den zehn besten Anmeldern waren vier Unternehmen aus Europa (darunter drei aus Deutschland: Siemens, BASF und Robert Bosch), zwei aus der Republik Korea, zwei aus den USA und je eines aus China und Japan. Im Jahr 2024. 22 % aller Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt stammen von Einzelpersonen oder kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten. Kleine Unternehmen nutzen das Patentsystem zur Innovationsförderung. Weitere 7 % stammten von Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Dies unterstreicht die Attraktivität des Patentsystems für kleinere Akteure, die durch die Senkung der Anmeldegebühren für Kleinstunternehmen, Einzelpersonen, gemeinnützige Organisationen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen durch das EPA im April 2024 noch verstärkt wurde. Bei fast jeder vierten Patentanmeldung ist eine Frau die Erfinderin Im Jahr 2024. 25 % aller beim EPA eingereichten Patentanmeldungen aus Europa enthielten mindestens eine Erfinderin. Unter den wichtigsten europäischen Patentanmeldeländern mit mehr als 2.000 Anmeldungen hatte Spanien mit 42 % den höchsten Frauenanteil, gefolgt von Belgien (32 %) und Frankreich (31 %). Erfolg des Einheitspatents Das im Jahr 2023 eingeführte einheitliche Patentsystem entwickelt sich dynamisch. Es bietet Erfindern einen einfacheren und leichter zugänglichen Patentschutz in 18 EU-Mitgliedstaaten mit einer einzigen Anmeldung beim Europäischen Patentamt. Für 25,6 % aller vom EPA im Jahr 2024 erteilten europäischen Patente wurde ein einheitlicher Patentschutz beantragt. Vor allem kleinere Akteure sind an der Nutzung des Systems interessiert, wobei europäische KMU und Universitäten eine Akzeptanzquote von 57,5 % aufweisen. Quellen: Europäisches Patentamt, Patentamt der Republik Polen
Polen ist gegenwärtig einer der spannendsten Wirtschaftsstandorte in Europa, gerade für den Mittelstand. Es ist seit dem EU-Beitritt im Jahre 2004 ein stabiler, überdurchschnittlich wachsender Markt im Herzen des Kontinents mit positiven Prognosen für die Zukunft: für dieses Jahr wird ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent erwartet. Die zentrale Lage, die dynamische Wirtschaftsentwicklung und die starke Industrie sind klare Vorteile des Standortes. Als sechstgrößte Volkswirtschaft der EU bietet Polen einen attraktiven Absatzmarkt im B2B- und B2C-Bereich, dient auch als ein interessanter Beschaffungsmarkt für viele deutsche Unternehmen und ein attraktiver Investitionsstandort. Die die gut ausgebaute Infrastruktur, zuverlässige Logistik, hochqualifizierte Fachkräfte und wettbewerbsfähige Produktionskosten werden von vielen deutschen Unternehmern geschätzt. Dies zeigt schon der jetzige Stand der Handelsumsätze: Deutschland exportierte im Jahr 2024 Waren im Wert von 93,8 Milliarden EUR nach Polen. Somit gilt Polen erstmals vor China als der viertgrößte Exportmarkt für deutsche Waren. Ganz interessant ist dabei auch die europäische Konsolidation und die Synergieeffekte innerhalb Europas – bedingt durch die geopolitische Situation wird verstärkt auf die Zusammenarbeit innerhalb Europas geschaut. Als Beispiel kann man die Infrastrukturprojekte nennen. Polen und Deutschland können die Zusammenarbeit noch mehr stärken. Für Vertreter welcher Branchen ist Polen besonders interessant? Polen hat nicht nur eine starke verarbeitende Industrie, z.B. in solchen Bereichen wie Metall- und Kunststoffverarbeitung, Elektronik, Elektrotechnik, Holzbau. Zunehmend wird in F&E investiert. Polen ist vor allem auf komplexe Produktionsprozesse mit einer hohen Wertschöpfung eingestellt. Somit entwickelt Polen auch konsequent strategische Zukunftsbranchen. In diesem Jahr plant Polen gezielte Investitionen von rund 167,5 Mrd. Euro in solche Branchen. Die neulich verkündete Wirtschaftsstrategie konzentriert sich auf solche Bereiche wie Digitalisierung, Förderung von Wissenschaft und Forschung, Unterstützung der Energiewende, Entwicklung moderner Technologien, Ausbau von Häfen und Schienenverkehr, Stärkung des Kapitalmarkts sowie die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen. Die AHK Polen sieht in diesem Plan große Chancen für deutsche Unternehmen, die sich aktiv an der wirtschaftlichen Transformation Polens beteiligen möchten. Wie können sich Unternehmen am besten auf den Eintritt in den polnischen Markt vorbereiten? Worauf muss man achten, um sich in Polen erfolgreich zu etablieren oder Geschäftspartner zu finden? Als AHK Polen erkennen wir, dass sich die Wahrnehmung der deutschen Unternehmen geändert hat – man sieht in Polen einen strategischen Markt mit großen Absatzmöglichkeiten, gleichzeitig ist man sich bewusst, dass der Vertriebsaufbau viel mehr Zeit in Anspruch nimmt und konkrete Vorbereitungen erfordert. Insbesondere bezüglich der Planung der Kapazitäten und Identifikation von entsprechenden Geschäftspartnern. Bei der Erschließung des polnischen Marktes fängt man üblicherweise mit einer Vertriebspartnergewinnung an. Das spart Zeit und Geld, vor allem wenn man noch keine Erfahrung mit dem polnischen Markt hat. Es gibt aber auch Bereiche, in denen die Einstellung eines eigenen Vertriebsmitarbeiters oder die Gründung einer Tochtergesellschaft zielführender sind. Also ähnlich wie man bei der Erschließung des deutschen Marktes vorgeht. Mit der Reife des polnischen Marktes und der bestehenden Konkurrenz ist es ein natürlicher Prozess. Das ist aber auch erfreulich und gut so. In jedem Fall empfehlen wir gezielt die Absatzmöglichkeiten und Vertriebsstrukturen zu prüfen, denn die regionalen Unterschiede spielen in Polen auch eine große Rolle. Was bietet die AHK Polen Unternehmen, die Wachstumsmöglichkeiten in ihrer Branche ausloten möchten? Bei der Durchführung der Projekte greifen wir immer auf unser Netzwerk und unsere Kontakte zurück. Da wir schon 30 Jahre auf dem polnischen Markt tätig sind haben wir in Polen sehr umfangreiche Kontakte und Branchenexpertisen aufbauen können. Wir sind branchenübergreifend tätig und spezialisieren uns auf den Branchen, die das Handelsvolumen zwischen Polen und Deutschland ausmachen. In diesen Bereichen können wir oft schon im Erstgespräch das Potenzial ausloten. In anderen Bereichen bieten wir den Unternehmen einen Pre-Market-Check an. Auf Basis dieser Informationen identifizieren wir die Formen des Markteinritts und stimmen die geeignetste Strategie mit unseren Auftraggebern ab. Dank dieser transparenten Vorgehensweise können deutsche Unternehmen das Risiko minimalisieren. Als Vertretung der deutschen Wirtschaft ist es uns auch ganz wichtig, das Interesse der deutschen Unternehmen zu vertreten. Das ist z.B. bei unseren Standortberatungsprojekten ganz wichtig. Welche Studienreisen sind derzeit geplant und wohin? Wir planen viele Aktivitäten für dieses Jahr. Zum einen bewerben wir uns im Rahmen der öffentlich geförderten Projekte für diverse Delegationsreisen und Messeprojekte. Ergänzend dazu ergreifen wir aber auch Initiative und organisieren immer mehr sogenannte Selbstzahlerreisen – das sind Delegationsreisen und Studienfahrten für ausgewählte Branchen, wo wir Potenzial einer Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Unternehmen erkennen. Für dieses Jahr haben wir schon konkrete Pläne zu solchen Themen wie smart factory, KI, Holzbau, Energietransformation. Das sind Delegationsreisen nach Deutschland wo wir mehrere Bundesländer und Fachorganisationen berücksichtigen, z.B. in Bayern, NRW, Sachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg. Aber wir werden auch Delegationsreisen nach Polen organisieren, z.B. zum Thema Landwirtschaft 4.0, Energie oder Bahntechnik. Bei den Delegationen geht es vor allem darum Erfahrungen auszutauschen und Geschäftskontakte zu knüpfen. Der B2B Bereich und das Netzwerk sehen wir nämlich als unseren core business. Die AHK Polen startet gerade eine Reihe von Veranstaltungen mit dem Titel #PolenalsHotspot. Was ist das Ziel dieser Initiative und an wen richtet sie sich? Das ist eine weitere Initiative, die wir im März eingeleitet haben. Wir möchten deutschen Unternehmern, die an der Erschließung des polnischen Marktes interessiert sind und Kooperationsmöglichkeiten mit polnischen Unternehmen aufnehmen möchten, mit unserer Expertise und Erfahrung zur Seite stehen. Wir bieten eine Reihe von Delegationsreisen, um Kooperationsmöglichkeiten mit polnischen Unternehmen auszuloten und insbesondere bei der Suche von Vertriebspartnern und zuverlässigen Lieferanten zu unterstützen. Darüber hinaus ist die Reise durch zahlreiche Treffen mit Vertretern der Wirtschaft die Möglichkeit der Gewinnung eines Überblicks über die aktuelle Lage und das Geschäftsklima, z.B. für geplante Investitionsvorhaben. Wir besuchen vier dynamische Regionen Polens (Krakau-Kattowitz, Warschau-Lodz, Danzig-Bromberg und Breslau-Posen). Alle diese Standorte zeichnen sich durch ein starkes Industrie-, Verbraucher- und Investitionspotenzial. Wir möchten interessierte Wirtschaftsvertreter einfach ermutigen, mit uns Kontakt aufzunehmen und sich persönlich über die Möglichkeiten der Geschäftsentwicklung für ihr Unternehmen in Polen vor Ort zu informieren! Mehr Informationen hierzu kann man gut auf unserer Internetseite entnehmen: https://ahk.pl/events/event-details/polen-als-hotspot-ahk-delegationsreise-fuer-deutsche-unternehmen-nach-polen.
Der Entwurf liberalisiert die Abstandsanforderungen für Investitionen in Onshore-Windparks. So können Windkraftanlagen in einem Abstand von 500 Metern zu Wohngebäuden errichtet werden, statt wie bisher in einem Abstand von 700 Metern. Die Gesetzesänderung soll dazu beitragen, die Energieunabhängigkeit Polens zu stärken und den ungünstigen Energiemix des Landes zu verändern. Der derzeitige Anteil fossiler Brennstoffe an den Energiequellen wirkt sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der polnischen Wirtschaft und insbesondere der energieintensiven Industrien aus. Ein höherer Anteil an Onshore-Windenergie bedeutet eine Steigerung der verfügbaren Kapazität im System und letztlich eine Senkung der Strompreise für die Industrie und andere Endverbraucher. Es wird geschätzt, dass die Lösung die installierte Kapazität in neuen Onshore-Windprojekten um bis zu 60-70 Prozent erhöhen dürfte. Die Investitionen werden die Möglichkeit bieten, das Wachstumspotenzial der Windenergie bis 2030 um etwa 6 Gigawatt zu steigern. Die Umsetzung von Windenergie-Investitionen wird auch den Gemeinden zugutekommen, da sie höhere Einnahmen in Form von Grundsteuern erzielen werden. Dennoch dauerten die Diskussionen über die nun beschlossenen Änderungen lange und die Vereinbarungen waren nicht unumstritten. Unter anderem erhob das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Einwände, doch angesichts von Vorschlägen für zusätzliche Vorteile für die Anwohner stimmte das Ministerium der Änderung zu, und es wurde ein größerer Pool an Land für potenzielle Investitionen in Onshore-Windparks freigegeben. Auch das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe, das eine stärkere Berücksichtigung der Bedingungen für den Schutz des kulturellen Erbes und der historischen Monumente forderte, zog seine Einwände zurück. Das Ministerium für Infrastruktur stand dem Entwurf kritisch gegenüber im Hinblick auf die Einführung von den vorgeschlagenen Mindestabständen von Windkraftanlagen zum Fahrbahnrand oder zum Fahrbahnrand. Der jetzt von der Regierung verabschiedete Entwurf geht davon aus, dass der Mindestabstand einer Windenergieanlage zur Wohnbebauung 500 Meter beträgt und damit geringer ist als der derzeit geltende Abstand von 700 Metern. Allerdings handelt es sich bei dem gesetzlichen Mindestabstand nur um einen allgemeinen Wert. Die endgültige Entscheidung über den Abstand im Einzelfall trifft die Behörde, die den örtlichen Raumordnungsplan aufstellt, nach Prüfung der strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung und der Forderungen der in der Nähe der geplanten Windkraftanlage lebenden Gemeinden. Außerdem dürfen Windkraftanlagen nicht in einem Umkreis von 1.500 m um einen Nationalpark und 500 m um bestimmte Natura-2000-Gebiete errichtet werden, was u. a. mit dem Schutz von Vögeln und Fledermäusen zusammenhängt. Als allgemeine Regel gilt, dass der Abstand eines Windrads zu einer Nationalstraße „1H“ betragen muss, d.h. das 1-Fache der Höhe des Kraftwerks. Darüber hinaus wurden Möglichkeiten zur Modernisierung bestehender Windkraftanlagen (sogenanntes Repowering) geschaffen. Die ersten Windturbinen, die um 2005 in Polen errichtet wurden, können durch moderne Anlagen ersetzt werden, die leiser und effizienter sind. Eine solche Modernisierung bedeutet häufig eine Steigerung der Leistung, wobei sich die Anzahl der Windkraftanlagen verdoppelt. Die neue Gesetzgebung sieht Anreize für Investoren vor, neue Turbinen anstelle der alten zu installieren. Neben den Bestimmungen für Windkraftanlagen regelt der verabschiedete Gesetzentwurf auch die Förderung von Biomethan in Anlagen über 1 MW sowie Vereinfachungs- und Bereinigungsmaßnahmen im Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Ministerin für Klima und Umwelt, Paulina Hennig-Kloska, kündigte außerdem an, dass demnächst ein Gesetzesentwurf über Stromnetze zur Konsultation vorgelegt wird. Er soll die Transparenz bei der Erteilung von Genehmigungen für Anschlüsse erhöhen und die Verfügbarkeit von Anschlüssen verbessern. Darüber hinaus entspricht der Entwurf den Empfehlungen der Europäischen Kommission. Der Entwurf zur Änderung des Gesetzes über Investitionen in Windkraftanlagen und einiger anderer Gesetze wurde am 24. März zur weiteren Bearbeitung an den Sejm verwiesen.
AHK Polen: Nach Ihrer Ernennung zum Hauptarbeitsinspektor sagten Sie, Sie träumen davon, dass die staatliche Arbeitsinspektion eine moderne Institution sei, die neue Standards im Bereich des Rechtsschutzes und der Sicherheit am Arbeitsplatz setzt. Welches sind nun die aktuellen Prioritäten und Richtungen der Veränderungen, die im PIP eingeführt werden? Marcin Stanecki: Die organisatorischen und personellen Ressourcen der staatlichen Arbeitsinspektion sind begrenzt, so dass es notwendig ist, Arbeitsmethoden zu entwickeln, die eine optimale Nutzung dieser Ressourcen bei der Erfüllung der uns übertragenen Aufgaben ermöglichen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit etwas zu verändern, nicht nur in der Funktionsweise des Amtes, sondern auch in der Philosophie unserer Arbeit. Einerseits ändern wir die Verfahren, bauen Bürokratie ab, um unser Potenzial nicht mit Formalitäten zu vergeuden, sondern uns auf die Tätigkeiten vor Ort zu konzentrieren, und nicht unbedingt auf die Kontrolltätigkeit. Andererseits wollen wir uns von dem Bild lösen, dass das Amt Unternehmern harte Strafen für unbedeutende Vergehen auferlegt. Wir wollen nicht, dass die Arbeitgeber Angst vor uns haben. Eher wollen wir ein zuverlässiger Partner sein, der berät, konkrete Lösungen im Einklang mit dem geltenden Recht vorschlägt und alle Zweifel, die sich aus der praktischen Anwendung der komplizierten Vorschriften ergeben, beantwortet. Der Aufbau eines professionellen Personals, das mit modernen Kontrollmethoden und umfassenden Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen arbeitet, muss zu Ergebnissen führen. Und das ist es, worauf ich mich konzentriere. AHK Polen: Stichwort Schutz der Arbeitnehmerrechte: Wie sieht Ihrer Meinung nach der polnische Arbeitsmarkt diesbezüglich aus? Wo liegen die größten Herausforderungen in polnischen Unternehmen, und in welchen Bereichen wurden die größten Fortschritte erzielt? MS: Der polnische Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Große Unternehmen weichen kleineren Firmen, und die Rolle des Dienstleistungssektors und der kleinen Firmen nimmt zu. In großen Unternehmen gibt es in der Regel Gewerkschaften, die an der Funktionsweise des Unternehmens beteiligt sind und die Arbeitsbedingungen und Löhne mitbestimmen. Diese Arbeitgeber wenden moderne Managementmethoden an und können sich keine systembedingten Unregelmäßigkeiten leisten. Sie verfügen über angemessene Arbeitsschutzdienste, die für eine gute Atmosphäre bei der täglichen Arbeit sorgen. Ein Beispiel für eine Branche, in der in den letzten Jahren viele positive Veränderungen stattgefunden haben, ist das Baugewerbe. Eine dreijährige Kampagne der staatlichen Arbeitsaufsichtsbehörde zur Verbesserung der Arbeitssicherheit im Baugewerbe hat zu einem Rückgang der Unfallzahlen geführt. Noch vor drei Jahren wurden bis zu 99 tödliche Unfälle in diesem Sektor gemeldet. Das sind immer noch viel zu viele Tragödien bei der Arbeit, aber glücklicherweise ist ein Rückgang dieser Zahlen zu verzeichnen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies bis zu einem gewissen Grad das Ergebnis unserer Aktivitäten ist, nicht nur der Inspektionen, sondern auch der Vorbeugung, Schulung und Ausbildung. Für die Arbeitsaufsichtsbehörde ist es eine ziemliche Herausforderung, die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Vorschriften in Klein- und Kleinstunternehmen sicherzustellen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass in solchen Unternehmen jede Ausgabe zur Verbesserung der Sicherheit oder der Ausbildung, selbst wenn sie gerechtfertigt ist, ein Problem darstellen kann. Es fehlt ihnen an angemessenen Einrichtungen, an Dienstleistungen im Bereich der Personalabteilung, der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz. Der Arbeitgeber muss viele dieser Funktionen gleichzeitig wahrnehmen, und es kann kaum erwartet werden, dass er mit den umfangreichen und komplizierten Vorschriften vertraut ist. Daher ist es notwendig und wichtig, dass die staatliche Arbeitsaufsichtsbehörde Schulungs-, Präventions- und Informationsmaßnahmen durchführt, um solche kleinen Arbeitgeber zu unterstützen, ohne die Konsequenzen aus harmlosen Fehlern zu ziehen, die aus Unkenntnis der Gesetze resultieren. Eine neue Herausforderung für die Arbeitsinspektoren ist die wachsende Gruppe der so genannten Plattformarbeiter, für die der Arbeitgeber, der den Umfang ihrer Aufgaben und die ihnen zustehende Vergütung bestimmt, ein Algorithmus, d.h. eine künstliche Intelligenz ist. Ihre Situation in Polen ist für uns sehr wichtig, auch im Zusammenhang mit den bevorstehenden Änderungen, die sich aus der EU-Richtlinie über Plattformarbeit ergeben. AHK Polen: Ein wichtiges Thema im Zusammenhang des Arbeitnehmerschutzes ist Mobbing, gerade im Hinblick auf die geplanten Gesetzesänderungen in diesem Bereich. Warum ist diese Änderung nach 20 Jahren notwendig? Wird der eingeschlagene Weg Ihrer Meinung nach aus Sicht der Arbeitnehmer effektiv und aus Sicht der Arbeitgeber sicher sein? MS: Die negativen Auswirkungen von Phänomenen wie Mobbing am Arbeitsplatz sind derzeit Gegenstand einer lebhaften öffentlichen Debatte in Polen. Immer mehr Arbeitnehmer erleben Aggression oder Belästigung am Arbeitsplatz und können mit den Folgen solcher verwerflichen Praktiken nicht umgehen. Es werden neue Lösungen und Instrumente benötigt, um diese Art von Phänomenen einzudämmen, zumal das geltende Arbeitsrecht die Arbeitnehmer nicht vor psychosozialen Risiken schützt und die Arbeitgeber nicht ausreichend verpflichtet, diese zu bekämpfen. Daher fordern wir in dieser Hinsicht eine Stärkung der Rolle der staatlichen Arbeitsaufsicht, deren Maßnahmen konkrete Ergebnisse bei der Bekämpfung von Mobbing bringen können. Dies könnte zum Beispiel dadurch geschehen, dass die Arbeitgeber verpflichtet werden, Verfahren zur Bekämpfung von Mobbing zu entwickeln, und dass die Nichteinhaltung dieser Verfahren als Straftatbestand eingestuft wird. Eine solche Lösung würde es der Arbeitsaufsichtsbehörde ermöglichen, die Arbeitgeber wirksam zu motivieren, dieser Verpflichtung nachzukommen. Darüber hinaus sollten die Anti-Mobbing-Bestimmungen klarer und einfacher formuliert werden. Eine Analyse der bei der Arbeitsaufsichtsbehörde eingegangenen Beschwerden, in denen der Vorwurf des Mobbings enthalten war, zeigt, dass er von den Beschwerdeführern häufig falsch verstanden wird. Die von ihnen beschriebenen Handlungen und Verhaltensweisen von Arbeitgebern oder Mitarbeitern entsprachen in den meisten Fällen nicht der aktuellen Definition von Mobbing gemäß dem Arbeitsgesetzbuch. In den meisten Fällen behandelten die Beschwerdeführer als Mobbing Verhaltensweisen, die eher auf einen Mangel an persönlicher Kultur, eine Missachtung der Regeln des sozialen Zusammenlebens sowie auf einmalige oder sporadische Vorfälle zurückzuführen sind. Die so gestalteten neuen Regelungen ermöglichen es, ein System zur wirksamen Bekämpfung von Mobbing zu schaffen, das nicht nur das Betriebsklima verbessert, sondern auch das Risiko für Unternehmen mindert, bei einem Mobbing bezogenen Schadenersatzprozess zu verlieren. AHK Polen: Die geplante Einführung des Rechts auf Erlass einer Verwaltungsentscheidung durch einen Arbeitsinspektor über die Umwandlung von zivilrechtlichen Verträgen in Arbeitsverträge ruft bei den Arbeitgebern viele Bedenken hervor. Ist es richtig, den Gerichten das Recht zu entziehen, über die Einstufung von geschlossenen Verträgen als Arbeitsverträge zu entscheiden? MS: Die Aufsichtsbehörde respektiert die Vertragsfreiheit, aber die Vorbereitungen für solche Änderungen und die Begrenzung der Segmentierung auf dem polnischen Arbeitsmarkt sind eine Antwort auf die Erwartungen, die die Europäische Kommission möglicherweise bald an uns stellt. Wichtig ist, dass das Gericht immer die letzte Instanz sein wird, die das Bestehen eines Arbeitsverhältnisses bestätigt. Was unsere Tätigkeit betrifft, so wandeln die Arbeitsinspektoren, obwohl sie dazu nicht befugt sind, bereits jetzt jedes Jahr Tausende von missbräuchlich abgeschlossenen zivilrechtlichen Verträgen mit Personen um, die auf ihrer Grundlage reguläre Arbeit leisten. Es ist jedoch wichtig, wirksame Instrumente einzuführen, die den Arbeitsinspektoren die Möglichkeit geben, Verwaltungsentscheidungen über die Umwandlung von zivilrechtlichen Verträgen in Arbeitsverträge zu erlassen. Dies wird mehrdimensionale Auswirkungen haben. In erster Linie wird die neue Befugnis eine präventive Wirkung auf die Arbeitgeber haben. Einige von ihnen, die wissentlich zivilrechtliche Verträge missbrauchen, sollten dann ihre Praktiken einschränken, da sie wissen, dass der Inspektor in der Lage sein wird, sie schnell und wirksam anzufechten. Es ist zu hoffen, dass die anderen ihr Vorgehen in Bezug auf die verschiedenen Beschäftigungsformen überdenken und zivilrechtliche Verträge entsprechend ihrem sozioökonomischen Zweck einsetzen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir uns gewissenhaft auf die Erfüllung unserer neuen Aufgaben vorbereiten. Bei der Auswahl der zu ändernden Verträge sollte es keine Probleme oder Zweifel geben. Diejenigen, die im Rahmen von unangemessenen zivilrechtlichen Verträgen beschäftigt sind, arbeiten in den meisten Fällen neben denjenigen, die im Rahmen von Arbeitsverträgen beschäftigt sind. Sie alle erfüllen die gleichen Aufgaben, unter den gleichen Bedingungen, am gleichen Ort, zur gleichen Zeit und unter der gleichen Leitung, aber nur einige genießen die Vorteile und den Schutz des Arbeitsgesetzes. Das sollte so nicht sein. AHK Polen: Gibt es in Polen Aktivitäten zur Vereinheitlichung des Arbeitsrechts durch Inspektoren? Gegenwärtig sind die Unterschiede zwischen den Regionen beträchtlich, was für Unternehmer mit mehreren Betrieben ein großes Problem darstellt. MS: Wir arbeiten ständig daran, die Auslegung der sich ändernden Rechtsvorschriften zu harmonisieren. Dies geschieht durch spezielle Koordinatoren, die aus den Reihen der Arbeitsinspektoren ernannt werden. Sie entwickeln Leitlinien und aktualisieren diese laufend auf der Grundlage der Ergebnisse der Analyse der vor Ort durchgeführten Tätigkeiten. Darüber hinaus organisiert unser Schulungszentrum regelmäßig Fachvorträge, Konferenzen und Schulungen für Inspektoren aus dem ganzen Land. Alle für die Arbeit der Inspektoren relevanten Änderungen der Vorschriften werden innerhalb der Inspektion ständig analysiert. Auf der Grundlage dieser Analysen werden die von den Arbeitsinspektoren verwendeten Materialien erstellt. Darüber hinaus gibt es beim Hauptarbeitsinspektor eine Rechtskommission, die sich aus erfahrenen Juristen und Praktikern zusammensetzt und im Falle von Auslegungszweifeln bezüglich der Anwendung von Vorschriften eine für die Arbeitsinspektoren verbindliche Position einnimmt. AHK Polen: Wir stehen vor der Umsetzung einer Richtlinie zur Überwindung des Lohngefälles. Wie kommen die Arbeiten voran? Die Umsetzung dieser Richtlinie stellt eine große Herausforderung dar, nicht nur für die Arbeitgeber, sondern auch für die nationale Arbeitsaufsichtsbehörde. Die Arbeiten zur Umsetzung werden von der Regierung durchgeführt, wobei das Arbeitsministerium eine führende Rolle spielt. Natürlich wird die Arbeitsaufsichtsbehörde die Gesetzgeber bei der Ausarbeitung der neuen Vorschriften mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützen. Unabhängig von der endgültigen Form der neuen Verordnung kann es für viele Arbeitgeber eine große Herausforderung sein, ihre Vergütungssysteme an die neue Gesetzgebung anzupassen. Die Bewertung von Arbeitsplätzen wird für große Unternehmen eine besonders schwierige Aufgabe sein. Daher wird staatliche Unterstützung erforderlich sein, oder vielleicht eine spezielle soziale Kampagne, die sich an Unternehmer und Arbeitnehmer richtet. Die staatliche Arbeitsaufsichtsbehörde wird sicherlich tätig werden, um die Arbeitgeber bei dieser schwierigen Aufgabe zu unterstützen. AHK Polen: Wir danken Ihnen für das Gespräch.
AHK Polen: Sehr geehrter Herr Narodetski, Sie sind Projektmanager für internationale Investitionen bei der HIW Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft. In Ihrer Position haben Sie sicherlich einen guten Überblick über die Investitionsströme nach Deutschland. Wie nehmen Sie aktuell das wachsende Investitionsinteresse polnischer Unternehmen auf dem deutschen Markt wahr, und was denken Sie, sind die Hauptfaktoren, die dieses Interesse begünstigen? Ewgeniy Narodetski: Wir beobachten ein steigendes Interesse polnischer Unternehmen an Hamburg als Investitionsstandort. Hamburg bietet mit seiner wirtschaftlichen Stabilität, seinem internationalen Handelsnetzwerk und seiner strategisch günstigen Lage in Nordeuropa sehr attraktive Bedingungen. Der Hamburger Hafen als größter Seehafen Deutschlands spielt dabei eine zentrale Rolle, da er als logistisches Drehkreuz für den polnischen Außenhandel fungieren kann. Viele polnische Unternehmen erkennen zunehmend die Vorteile, die eine Präsenz in Hamburg ergeben – sei es durch direkten Marktzugang, Innovationspotenziale oder die enge Vernetzung mit anderen internationalen Akteuren. Die geografische Nähe zu Polen erleichtert nicht nur den Handel, sondern ermöglicht es Unternehmen, schnell und effizient in den norddeutschen Markt einzutreten. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die hohe Kaufkraft in Hamburg – die höchste im bundesweiten Durchschnitt. Dies macht die Stadt besonders attraktiv für Unternehmen, die hochwertige Produkte und Dienstleistungen anbieten. Ein weiterer Vorteil ist die enorme wirtschaftliche Vielfalt: In Hamburg sind über 180.000 Unternehmen bei der Handelskammer registriert, darunter zahlreiche weltweit bekannte Marken sowie 500 Hidden Champions, die in ihren Nischen global führend sind. In Norddeutschland agieren über 300 polnische Firmen, darunter Orlen, Reserved, NTFY, Respect Energy und weitere. Alle diese Player bieten polnischen Firmen einen Marktzugang und die Chance für hervorragende Kooperationen. Zudem zählt die Metropolregion Hamburg über fünf Millionen Einwohner, was einen bedeutenden Markt für Investoren darstellt. AHK Polen: Stichwort Investitionsanreize: Deutschland bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Unternehmen, die expandieren möchten. Was wären Ihrer Meinung nach die wichtigsten Vorteile für polnische Unternehmen, sich auf dem deutschen Markt zu etablieren, und warum beobachten wir gerade jetzt ein zunehmendes Interesse und Bewusstsein für diese Chancen? Gibt es spezifische wirtschaftliche Entwicklungen, die diesen Trend begünstigen? EN: Hamburg bietet polnischen Unternehmen zahlreiche Vorteile. Zum einen ist die Stadt ein zentraler Handels- und Logistikstandort mit einem der wichtigsten Häfen Europas. Allein im ersten Halbjahr 2023 wurden über zehn Prozent des polnischen Containerhandels über Hamburg abgewickelt. Der Containerverkehr zwischen Hamburg und Polen von fast 310.000 TEU im Jahr 2024 erfolgte mit Feederschiffen und Liniendiensten, wobei Bahn und Lkw beim Transport noch eine wichtigere Rolle als der Schiffsverkehr spielen. Mit diesem Handelsvolumen gehört Polen zu den Top 5 Partnerländern des Hamburger Hafens und belegt Platz 4 nach Umschlag. Dies zeigt die enorme Bedeutung der Stadt für polnische Unternehmen. Zum anderen verfügt Hamburg über eine hochentwickelte Infrastruktur, exzellente Forschungszentren und Innovationsparks sowie eine starke wirtschaftliche Dynamik. Hamburg ist zudem der drittgrößte Luftfahrtstandort der Welt – mit Global Playern wie Airbus und Lufthansa Technik. Diese starke Präsenz der Luft- und Raumfahrtindustrie schafft ein innovationsgetriebenes Umfeld, das auch für andere Hightech-Unternehmen attraktiv ist. Besonders dynamisch entwickelt sich auch das Startup- und Innovationsökosystem. Hamburg bietet jungen und technologieorientierten Unternehmen umfangreiche Entfaltungsmöglichkeiten, Netzwerke und ein wachsendes Investorenumfeld. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Transformation und Digitalisierung erkennen polnische Firmen die Chancen, die sich aus einer Ansiedlung in Hamburg ergeben. Hamburg unterstützt polnische Investoren aktiv – sei es durch gezielte Ansiedlungsförderung, Beratungsangebote für Startups oder den Zugang zu branchenübergreifenden Netzwerken. All diese Faktoren machen Hamburg zu einem der attraktivsten Standorte für polnische Unternehmen, die in den deutschen Markt expandieren möchten. AHK Polen: Polnische Unternehmen, die in den deutschen Markt eintreten, müssen sich einer Reihe von Herausforderungen stellen. Welche Risiken und potenziellen Schwierigkeiten sehen Sie für Investoren aus Polen, wenn sie den Schritt auf den deutschen Markt wagen? Wie sollten diese Unternehmen am besten mit diesen Herausforderungen umgehen, um ihre Chancen auf langfristigen Erfolg zu maximieren? EN: Die größten Herausforderungen liegen oft in den regulatorischen Unterschieden und administrativen Hürden. Hamburg hat zwar unternehmensfreundliche Strukturen, dennoch unterscheiden sich einige rechtliche Rahmenbedingungen von denen in Polen. Daher empfehle ich Unternehmen, sich frühzeitig rechtlich beraten zu lassen und mit lokalen Experten zusammenzuarbeiten, die Hamburg Invest vermittelt. Auch kulturelle Unterschiede können eine Rolle spielen, weshalb interkulturelle Kompetenz und ein starkes lokales Netzwerk entscheidend sind. In Hamburg haben wir eine sehr große polnische Community von über 70.000 Menschen. Das ist eine große Unterstützung. Ein weiteres Risiko ist der starke Wettbewerb, insbesondere in wachstumsstarken Branchen wie der Logistik, der IT oder der maritimen Industrie, aber auch im innovativen Bereich und bei Startups. Hier ist es wichtig, eine klare Differenzierungsstrategie zu entwickeln und sich durch innovative Produkte oder Dienstleistungen von der Konkurrenz abzuheben. Hamburg Invest unterstützt polnische Unternehmen bei diesen Herausforderungen durch maßgeschneiderte Services und Vernetzungsmöglichkeiten. AHK Polen: Deutschland ist ein hochentwickelter Markt mit einer breiten Branchenvielfalt. Welche Branchen sind aus Ihrer Sicht besonders aktiv und erfolgreich auf dem deutschen Markt, und warum ist gerade dieser Markt für diese Sektoren besonders attraktiv? Gibt es bestimmte Trends oder Innovationen, die hier eine Rolle spielen und den Erfolg polnischer Unternehmen begünstigen? EN: Polnische Unternehmen in Hamburg sind in den Bereichen erneuerbare Energien, Modehandel, Logistik- und Spedition, Nahrungsmittelhandel sowie Personalvermittlung vertreten, aber auch immer mehr in innovativen und geostrategischen Zukunftsbranchen. Hamburg entwickelt sich zunehmend zu einem Zentrum für technologische Innovationen und nachhaltige Lösungen. Insbesondere die Wasserstoffwirtschaft spielt eine zentrale Rolle, da die Stadt stark in den Aufbau einer grünen Wasserstoffinfrastruktur investiert. Auch Drohnentechnologie und autonomes Fahren werden hier aktiv vorangetrieben, da Hamburg als Modellstadt für intelligente Mobilitätslösungen gilt. Im Bereich Digital Health bietet Hamburg mit seinen renommierten Forschungseinrichtungen und Kliniken ein hervorragendes Ökosystem für polnische Unternehmen, die innovative Lösungen in der Gesundheitsbranche entwickeln. FinTechs profitieren von der Nähe zur Finanzmetropolen sowie von der Offenheit für Blockchain-Technologien. Zudem sind KI und 3D-Druck Schlüsselsektoren, die in Hamburg gefördert werden, um Industrieprozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Durch die hervorragende Infrastruktur und die enge Vernetzung mit anderen Technologieunternehmen bietet Hamburg polnischen Unternehmen optimale Bedingungen für Wachstum und internationale Kooperationen. AHK Polen: Herr Narodetski, Sie sind einer der Hauptredner beim neuen AHK-Veranstaltungsformat „Focus on Germany“ in Polen. Diese Reihe von Veranstaltungen soll den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Unternehmen fördern. Was erhoffen Sie sich von diesen Veranstaltungen in Bezug auf die Förderung der deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehung? Welche konkreten Ergebnisse oder Impulse möchten erreichen, um das Vertrauen und die Partnerschaft zwischen den beiden Ländern weiter zu stärken? EN: Ich möchte mich für die Einladung und die Möglichkeit den Standort Hamburg vor Ort vorzustellen, sehr bedanken. Dieses Veranstaltungsformat bietet eine hervorragende Möglichkeit, unseren Dialog mit polnischen Firmen, die Interesse an Investitionen in Hamburg und der Metropolregion haben, zu intensivieren. Mein Ziel ist es, Standortvorteile aufzuzeigen und den Unternehmen praxisnahe Informationen über die Vorteile einer Ansiedlung in Hamburg zu schildern. Durch solche Veranstaltungen können wir die Wirtschaftsbeziehungen stärken, Vertrauen aufbauen und die langfristige Zusammenarbeit zwischen Polen und Hamburg fördern. Hamburg ist ein überzeugender Standort für polnische Unternehmen und wir möchten diesen Unternehmen gezielt die vorhandenen Chancen aufzeigen und sie bei einer erfolgreichen Expansion unterstützen. AHK Polen: Wir danken Ihnen für das Gespräch.