Umfrage: Going International 2025
Der Welthandel befindet sich in einem grundlegenden Umbruch, der sich spürbar auf deutsche Unternehmen auswirkt. Protektionistische Tendenzen sind allgegenwärtig und erschweren das Auslandsgeschäft zunehmend. Höhere Zölle, Gegenzölle, verschärfte Zertifizierungsanforderungen und neue Regulierungen setzen die Betriebe unter Druck. Eine Mehrheit der Unternehmen hat in den vergangenen Wochen und Monaten bei ihren internationalen Geschäften eine deutliche Zunahme an Handelshemmnissen festgestellt. Der erhoffte Exportaufschwung wird infolgedessen unterdrückt: Die Geschäftsperspektiven verbessern sich leicht, bleiben aber dennoch im negativen Bereich. Das zeigt die aktuelle Umfrage "Going International 2025" der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter knapp 2.600 auslandsaktiven Unternehmen mit Sitz in Deutschland.
Die wesentlichen Ergebnisse der Umfrage lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Verbesserung der Geschäftsperspektiven bei hoher Unsicherheit auf den Märkten
Weltweit verbessern sich die Geschäftsperspektiven für das kommende Jahr im Vergleich zum Vorjahr leicht. Der erhoffte Aufschwung der Weltwirtschaft wird unterdrückt von großer handelspolitischer Unsicherheit in Nordamerika sowie strukturellen Herausforderungen wie Zertifizierungsanforderungen und Regulierungen. In Anbetracht der handelspolitischen Signale aus den USA brechen die Erwartungen für die Geschäfte in Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko) ein. Dahingegen hellen sich die Erwartungen für den Rest der Welt auf – bleiben unter dem Strich jedoch weiterhin negativ.
Zunahme der Handelshemmnisse für Unternehmen im internationalen Geschäft
Deutsche Unternehmen sehen sich in ihrem internationalen Geschäft mit immer mehr Handelshemmnissen konfrontiert. Das Niveau neuer Handelshemmnisse bleibt sehr hoch. 58 Prozent der Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Zunahme von Handelshemmnissen bei ihren internationalen Geschäften registriert. Den Unternehmen machen insbesondere lokale Zertifizierungsanforderungen und verstärkte Sicherheitsanforderungen zu schaffen, die den Planungs- und Kostenaufwand für den grenzüberschreitenden Handel erhöhen. Hinzu kommen Sanktionen, insbesondere im Russlandgeschäft, intransparente Gesetzgebung, höhere Zölle und Local-Content-Vorschriften.
Regional differenzierte geschäftliche Herausforderungen
Die Herausforderungen für deutsche Unternehmen variieren je nach Weltregion erheblich. In den USA sieht bereits die Hälfte der Unternehmen eine Belastung in neuen Zöllen – im Vorjahr waren es noch 24 Prozent. In China wird insbesondere der Zwang zu Local Content als Hindernis genannt (44 Prozent). Auch der Handel innerhalb der Eurozone wird von verschiedenen Hemmnissen, vor allem bürokratischen, erschwert: 55 Prozent der Unternehmen bemängeln eine für sie intransparente Gesetzgebung, 52 Prozent berichten von erschwertem Zugang zu öffentlichen Aufträgen, 50 Prozent sehen lokale Zertifizierungsanforderungen als Problem. Sanktionen wirken sich weiterhin insbesondere auf das Russlandgeschäft aus, wo 78 Prozent der betroffenen Unternehmen deren Einfluss spüren.
Bürokratie und regulatorische Unsicherheit sind die größten Hindernisse für Unternehmen in Europa
Hausgemachte Handelshemmnisse aus Deutschland und Europa gewinnen stärker an Bedeutung. 80 Prozent der Unternehmen berichten von heimischen Herausforderungen beim internationalen Geschäft. Davon beklagen 83 Prozent bürokratische Hürden und Unsicherheit bei der Umsetzung von Regulierungen, wie etwa dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), den Auflagen der Verpackungsrichtlinie oder dem EU-CO2-Grenzausgleich (CBAM). 43 Prozent haben Probleme bei der Abwicklung ihres Auslandsgeschäfts etwa durch lange Genehmigungszeiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder durch komplexe Verfahren bei der Zollabwicklung.
Schwierige Lage für deutsche Unternehmen trotz verbesserter Geschäftsperspektiven
Von der robust wachsenden Weltwirtschaft können die deutschen Unternehmen derzeit nur wenig profitieren. Das spiegelt sich in den globalen Geschäftsperspektiven wider. 23 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verschlechterung der Auslandsgeschäfte im laufenden Jahr aus, lediglich 15 Prozent erwarten eine Aufhellung. Per Saldo positive Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate haben die international aktiven Unternehmen in keiner Weltregion, wenngleich sich die Aussichten im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Während die Geschäftsperspektiven für das laufende Jahr weithin weniger pessimistisch bewertet werden als noch zuvor, bleibt die aktuelle Geschäftssituation unverändert schlecht.