Wirtschaftsnachrichten

Polen nun fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands

12.02.2021

Laut vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes vom Februar 2021 ist Polen erstmals zum fünftwichtigsten Handelspartner Deutschlands aufgestiegen. Das östliche Nachbarland verdrängte Italien und belegt damit seine wachsende Bedeutung für den deutschen Außenhandel. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Polen belief sich 2020 auf 122,9 Mrd. Euro.

Laut der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) hat der Erfolg des bilateralen Handels in Pandemiezeiten verschiedene Ursachen. „Zum einen hat Polen seinen Markt in den vergangenen Jahren erfolgreich diversifiziert“, sagt Lars Gutheil, Hauptgeschäftsführer der AHK Polen. „Wenngleich einzelne Sektoren durch die Pandemie in große Bedrängnis gerieten, konnten Rückgänge dort von anderen Branchen aufgefangen werden. Zudem ist es gelungen, die Lieferketten rasch zu stabilisieren und damit ein Handelsvolumen zu erzielen, dass nur um ein halbes Prozent (0,5 Prozent) unter dem des Niveaus von 2019 lag. Zum anderen verfüge das Land mit 5.500 deutschen Investoren und einem Netz hoch spezialisierter Zulieferunternehmen über stets wachsende Bindungen nach Deutschland. Polnische Unternehmen sähen die Krise als Chance, Kontakte zum deutschen Mittelstand anzubahnen, wie zahlreiche Anfragen bei der AHK belegten.

Polen konnte 2020 vor allem als Lieferant nach Deutschland weiter Boden gutmachen. 2020 belegt unser Nachbarland bei den deutschen Importen mit 58,1 Milliarden Euro (+1,0% gegenüber Vorjahr) Platz 4 und überholt damit Frankreich. Nur die Volksrepublik China (116,2 Milliarden Euro, +5,6%), die Niederlande (88,4 Milliarden Euro, -9,6%) und die Vereinigten Staaten (67,8 Milliarden Euro, -5,0%) rangieren höher.

Bei den deutschen Exporten kletterte Polen an Italien und Österreich vorbei vom achten auf den sechsten Platz. Insgesamt setzten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 64,7 Milliarden Euro (-1,8%) in Polen ab. „Auch wenn der Absatz etwas geschrumpft ist, sprechen wir doch von einer relativen Konstanz im Vergleich zu anderen klassischen Absatzmärkten wie Frankreich, die im deutlich zweistelligen Bereich eingebrochen sind“, so Gutheil. Dies beweise, dass Polen auch als Exportbestimmung deutscher Produkte an Attraktivität gewinne. Zwar leide aktuell der private Konsum im Land, doch die Kaufkraft habe kaum gelitten. „Polen bleibt sowohl als Endkundenmarkt als auch im Geschäft mit gewerblichen Kunden für deutsche Unternehmen hoch spannend“, so der AHK-Geschäftsführer.

Chancen sehe die AHK derzeit zum einen in den Förderprogrammen zur Digitalisierung, die nicht zuletzt in Folge der Corona-Pandemie in Polen angestoßen worden seien. So werde etwa im polnischen Mittelstand mittlerweile stark in Automatisierung und Robotisierung investiert. Andererseits sei eine Veränderung des stark auf Kohle basierenden Energiemarkts zu beobachten. „Bis 2040 werden enorme Summen in den Ausbau erneuerbarer Technologien fließen. Das bietet nicht zuletzt Chancen für beide Seiten, enger miteinander zu kooperieren“, hofft Gutheil. Auch die klassisch starken Sektoren Polens wie die Automotive-Branche, der Maschinenbau, die Nahrungsmittelindustrie und der Pharma- und Gesundheitssektor böten noch immer viele Perspektiven.