Polen führt die Rangliste der Investitionsattraktivität an
Unter den Ländern, die an der diesjährigen Konjunkturumfrage teilgenommen haben (Mittel- und Osteuropa sowie China und Russland), steht Polen an erster Stelle als attraktivster Investitionsstandort für Unternehmen. Darüber hinaus würden 92,7% der Befragten Polen wieder als Standort für ihr Unternehmen wählen.
Dies sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage "Polen in den Augen ausländischer Investoren", die im März 2023 im Auftrag der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) und des IGCC (Netzwerk der in Polen tätigen internationalen Handelskammern) durchgeführt wurde.
"Trotz außergewöhnlicher Herausforderungen konnten die meisten Unternehmen ihre Position stabil halten, ihre Geschäftsmodelle flexibel an die veränderte Situation anpassen und sogar die neuen Wachstumsbedingungen nutzen, indem sie ihre eigenen betrieblichen Abläufe verbesserten oder neue Expansionsfelder suchten. Dies ist ein positives Signal, das Polen in der Rangliste der bevorzugten Investitionsstandorte in Europa auf den ersten Platz bringt." kommentiert Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführer der AHK Polen, die Umfrage.
Seit Jahren wird die Mitgliedschaft Polens in der Europäischen Union mit insgesamt 99,1% positiver Bewertungen am stärksten für die Attraktivität des Standorts gewertet. An zweiter Stelle stehen die Qualität und Verfügbarkeit lokaler Zulieferer (95,5%) und an dritter Stelle die Qualifikation der Arbeitskräfte (93,2%). Die Befragten nannten Bereiche, die ihre Geschäftstätigkeit behindern, wie Rechtssicherheit, die Funktionsweise der öffentlichen Verwaltung und die Flexibilität des Arbeitsrechts. Am schlechtesten bewerteten die Befragten jedoch die Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik (63,6% der negativen Aussagen) und das Steuersystem und die Steuerverwaltung (48,2 %). Auch die Steuerbelastung und die politische und soziale Stabilität des Landes wurden zu einem erheblichen Teil negativ bewertet.
Die Lage der Wirtschaft in Polen wird von 66,4% der befragten Unternehmen positiv bewertet, allerdings ist der Anteil der positiven Einschätzungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken - um fast 6 Prozentpunkte. Mehr als 33% der Befragten bewerteten die Wirtschaftslage als schlecht, das ist das schlechteste Ergebnis seit 2012. Diese Einschätzung steht eindeutig im Zusammenhang mit den Ereignissen des letzten Jahres. Fast drei Viertel der Befragten gaben zu, dass sich die Energiekrise, die steigenden Energiepreise und die Inflation negativ auf ihr Unternehmen ausgewirkt haben.
Die Unternehmer gaben viel häufiger an, dass sich die Lage in ihrer Branche im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat (Anstieg der negativen Angaben um 9 Prozentpunkte), aber die Mehrheit (52,7%) bewertete sie dennoch positiv. Allerdings glauben mehr als 36% der Befragten, dass sich die Lage ihrer Branche im nächsten Jahr weiter verschlechtern wird.
"Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage deuten eindeutig auf eine Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Situation hin, aber trotz schwierigerer Rahmenbedingungen und Schwankungen bei den Prognosen scheint die Lage der Unternehmen relativ stabil zu sein", so Dr. Gutheil weiter.
Die Lage des eigenen Unternehmens wird von den Befragten eher positiv bewertet, wobei die Befragten sie deutlich seltener als im Jahr 2022 als gut (minus 13,6 Prozentpunkte) und häufiger als befriedigend (plus 13,8 Prozentpunkte) bezeichnen. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass sich der Zustand ihres Unternehmens seit dem letzten Jahr nicht verändert hat.
Die Unternehmer blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft: Immerhin 8 von 10 Befragten rechnen mit einem Anstieg oder einer Beibehaltung des Umsatzes auf demselben Niveau. Die Aussichten für die Ausfuhren sind relativ stabil: Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie davon ausgehen, dass die Exporteinnahmen auf dem gleichen Niveau wie im vergangenen Jahr bleiben werden, und jeder fünfte Befragte erwartet sogar einen Anstieg. Die Mehrheit der Unternehmen geht davon aus, dass die Beschäftigung unverändert bleiben wird, und immerhin jedes vierte befragte Unternehmen erwartet einen Anstieg der Beschäftigtenzahl. Auch bei den Gehältern der Beschäftigten wird ein Anstieg erwartet: Die Durchschnittsgehälter sollen um 9,8 Prozent steigen. Jedes vierte Unternehmen beabsichtigt, die Investitionsausgaben zu erhöhen, aber ein ähnlicher Anteil der Unternehmen wird diese Ausgaben reduzieren.
Die Mehrheit der Unternehmer (über 61,8 %) würde Informationen über den Beitritt Polens zur Eurozone begrüßen, während Investitionsentscheidungen unabhängig von EU-Subventionen getroffen werden - nur jeder Zehnte schätzt deren Bedeutung in dieser Hinsicht als entscheidend oder bedeutend ein.
Mehr als vier Fünftel der Befragten sehen die größten Bedrohungen im kommenden Jahr in den Energie- und Rohstoffpreisen (81,8%), aber auch die Arbeitskosten (67,7%), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (53,2%) und die Nachfrage (52,3%) wurden genannt.
Die Unternehmer sind auch der Meinung, dass die derzeitige Situation nicht nur die aktuellen Geschäftsbedingungen beeinflusst, sondern auch die Art und Weise, wie sie arbeiten, langfristig verändern wird. Sechs von zehn Befragten nannten eine verstärkte Diversifizierung der Zulieferer als eine langfristig zu erwartende internationale Veränderung. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet ein Ende oder eine Reduzierung der Handelsbeziehungen in bestimmten Regionen (57,7%) und eine Zunahme des politischen Einflusses auf die Lieferketten (52,3%).
Publikationen zum Thema
Presseinformation
Präsentation