Wirtschaftsnachrichten

Polen bleibt fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands

07.02.2024

Der bilaterale Handelsumsatz zwischen Polen und Deutschland hat im vergangenen Jahr 169,5 Milliarden Euro erreicht. Polen bleibt damit fünftwichtigster Handelspartner für Deutschland hinter China, den Vereinigten Staaten, den Niederlanden und Frankreich.

Dennoch ging das Gesamtvolumen gegenüber 2022 um 0,9 Prozent zurück, was vor allem auf den Rückgang deutscher Exporte nach Polen zurückzuführen ist. Sie sanken um 3,8 Prozent auf 89,2 Milliarden Euro. Dagegen nahmen die Importe aus Polen um 2,5 Prozent auf 80,3 Milliarden Euro zu.

„Das Handelsvolumen spiegelt damit den wirtschaftlichen Abschwung wider, den wir 2023 vor allem in Deutschland beobachtet haben", kommentiert Lars Gutheil, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) in Warschau. 

Dennoch bleibe der Warenaustausch auf einem sehr hohen Niveau. Der Abstand zum sechstplatzierten Italien habe weiter zugenommen. „Vor allem das Lieferland Polen gewinnt kontinuierlich an Bedeutung – sei es durch eine Zunahme der Produkte an sich oder die höhere Wertschöpfung. Dabei profitiert Polen von hochklassigen Investitionen, mit denen das Land sich immer mehr zur Drehscheibe der Europäischen Union entwickelt.“

Hinzu komme die sukzessive Umstrukturierung der Lieferketten, so Gutheil. „Die Verlagerung der Produktion näher an die Endmärkte, das so genannte Nearshoring, rückt Polen weiter ins Zentrum des Interesses des deutschen Mittelstands. Perspektivisch werde daher in Zukunft sehr wahrscheinlich noch mehr für den deutschen Markt produziert“.

Der Handel mit Deutschland ist für Polen von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Zentralamtes (GUS) für die ersten zehn Monate des vergangenen Jahres machten die Verkäufe in das Nachbarland rund 28% aller Ausfuhren und die Käufe von Waren aus Deutschland fast 20 % aller Einfuhren aus.

Für das Jahr 2024 sind die Aussichten für den Handelsumsatz zwischen den beiden Ländern günstiger. Nach der Konjunkturprognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) kommt die deutsche Wirtschaft langsam aus ihrer Abschwungphase heraus. Für das laufende Jahr wird ein geringes Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent prognostiziert, im Jahr 2025 soll das BIP um 1,2 Prozent wachsen. Institute erwarten eine Erholung des internationalen Handels und eine verstärkte Nachfrage nach deutschen Produkten im Ausland. „Viele polnische Unternehmen blicken 2024 hoffnungsvoll auf die Entwicklung in Deutschland“, so Gutheil. „Umgekehrt bieten die Vorhaben der neuen polnischen Regierung, etwa auf Gebieten wie der Energiewende und der Digitalisierung in Unternehmen, deutschen Anbietern hervorragende Geschäftschancen. Beflügelt werden könnte dies durch die Auszahlung der EU-Fördermittel, die in den vergangenen Jahren zurückgehalten worden sind.“