Das dynamische Nachbarland Polen hat anlässlich des 3. Deutsch-Polnischen Unternehmerdialogs am 11. Februar 2025 mehr als 120 Unternehmensvertreter nach Düsseldorf gelockt.
Gemeinsam mit polnischen Experten diskutierten die Teilnehmer über gemeinsame Geschäftschancen, vor allem auf den Feldern Energiespeicher und Verteidigungsindustrie.
„Polen ist ein Land auf der Überholspur. Mit geplanten 155 Milliarden Euro Investitionen allein in diesem Jahr für die Energiewirtschaft, eine smarte Infrastruktur sowie die Felder Logistik und Verteidigung bietet unser Nachbarland ausgezeichnete Geschäftschancen“, betone Lars Gutheil Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Polnischen Handelskammer (AHK). Gerade Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, die auf Feldern wie Energie und Sicherheit über hohe Expertise verfügten, könnten von den aktuellen Entwicklung in Polen profitieren.
Energiespeicher als Schlüssel zur Energiesicherheit
Besonderes Augenmerk legen deutsche Unternehmen aktuell auf Lösungen für Energiespeicherung. Sie ist unabdinglich, um im Rahmen der grünen Energietransformation für eine sichere Versorgung zu sorgen. Problem: Das Angebot liegt weit unter dem erwarteten Bedarf. Noch dazu sind Energiespeicher teuer, und große Mengen an Energie gehen mitunter verloren. „Kombinierte Lösungen aus Eigenproduktion und Speicherung sind gerade für mittelständische Betriebe eine Möglichkeit, sich fit für die Zukunft zu machen“, betonte Nico Gerweler von der Firma H2 POWERCELL GmbH / BEN-Tec aus Emsdetten. Letztlich sei jedes Prozent Energie, das gespeichert werden könne, letztlich von Vorteil für die Unternehmen.
Die polnischen Teilnehmer bestätigten ähnliche Herausforderungen. Da Polen ein dynamisches Wirtschaftswachstum verzeichnet, wächst auch der Bedarf an Energie stark an. Zugleich ist das Energienetz noch immer veraltet und der Energiemix zu großen Teilen auf fossile Brennstoffe ausgerichtet. Energiespeicher seien eine Möglichkeit, Alternativen zum Netzausbau zu schaffen. „Der Vorteil von Europa darf künftig überdies nicht nur in wettbewerbsfähigen Kosten liegen, sondern vor allem in der Technologie und dem Produktionsumfang“, so Barbara Adamska, Vorsitzende des Polnischen Verbandes für Energiespeicher.
Die Podiumsteilnehmer wiesen darauf hin, dass gemeinsame Investitionen in die Energiespeicherinfrastruktur wie Pumpspeicherkraftwerke, Großbatterien und Druckluftspeichersysteme die Stabilität der Stromnetze in beiden Ländern erhöhen könnten. Anbetracht der globalen Herausforderungen sei es von entscheidender Bedeutung, dass die Technologieproduktion in der Europäischen Union stattfinde.
Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie als strategische Chance
Ebenso befürworteten die Unternehmen eine engere Kooperation auf dem Gebiet der Verteidigungsindustrie. Polen investiere 2025 rund 4,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in den Verteidigungssektor. Dies entspricht fast 50 Mrd. Euro. „Das mag für deutsche Verhältnisse viel erscheinen“, gab Prof. Krzysztof Miszczak von der Warsaw School of Economics (SGH) zu Bedenken, doch „die russische Wirtschaft basiert inzwischen zu 35 Prozent auf dem Militär. Daher ist ein stärkeres Engagement Europas unabdingbar.“
Es gebe zahlreiche Gründe, weshalb deutsche und polnische Industrie stärker kooperieren sollten, waren sich die Panelisten, darunter Vertreter führender Unternehmen wie Rheinmetall, Diehl Defense und des polnischen Drohnen-Herstellers WB Elektronics, sicher. „Um Effizienz bei Verteidigungsthemen zu finden, sollten wir innerhalb der EU kooperieren, Lieferketten verkürzen und uns bei der Beschaffung auf den europäischen Markt konzentrieren.“ sagte Jarosław Czajka von WB Electronics.
Olaf von Roeder, DIEHL Defence GmbH & Co. KG, erwartete ein Umdenken angesichts der neuen Töne aus Washington. Europa müsse sich der Frage stellen, wie die eigene Verteidigung sichergestellt werden könne. Dabei sei auch eine wissenschaftlichen Zusammenarbeit an neuen Technologien wichtig.