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Künstliche Intelligenz bietet Chancen für deutsch-polnische Kooperation

20.11.2023

Deutschland und Polen könnten durch eine engere Vernetzung ihre Geschäftschancen auf dem Markt für Künstliche Intelligenz erhöhen. Dies betonten Experten aus beiden Ländern anlässlich der Konferenz Deutsch-Polnische Zukunftsmärkte 2023 in Nürnberg. Besonderes Potenzial liegt demnach auf den Feldern Digitale Industrielösungen, Medizintechnik und Klimaschutz.

Digitalisierung, künstliche Intelligenz, innovative Lösungen in der Medizintechnik oder die Energiewende - für viele polnische und deutsche Unternehmen kann die Zusammenarbeit in diesen Bereichen ein Schritt sein, um durch die Nutzung vorhandener Synergien Entwicklungspotenziale zu erschließen und die Wettbewerbsfähigkeit am Markt zu steigern. Die Bündelung der Ressourcen der Partner stärkt auch ihre Position bei der Expansion in ausländische Märkte.

Dies war das Fazit der 4. Konferenz Deutsch Polnische Zukunftsmärkte, die am 17. November 2023 in Nürnberg stattfand. Die mehr als 130 Teilnehmer aus beiden Ländern waren sich einig, dass Polen und Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen, aber auch Europas als Ganzes verbessern können, indem sie bei der digitalen Transformation enger zusammenarbeiten. Organisator der Konferenz ist die Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen).

„Die bilaterale Zusammenarbeit betrifft nicht nur den Austausch von Waren und Dienstleistungen, sondern zunehmend die gemeinsame Entwicklung von Technologien und Innovation“, betonte AHK-Präsidentin Katarzyna Byczkowska, zugleich Geschäftsführerin von BASF Polen. Nach dem Ergebnis der jüngsten Parlamentswahlen in Polen bestünde zudem die Möglichkeit, dass durch die Erschließung bislang gesperrter Fördermittel der Europäischen Union neue Projekte in Zukunftsfeldern wie der Grünen Transformation und Digitalisierung entstünden. Davon könnten auch deutsche Unternehmen profitieren, die auf dem polnischen Markt oder mit polnischen Partnern aktiv seien.

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz als Schlüsselfaktor

Polen sei schon heute für viele deutsche Unternehmen ein bevorzugter Standort, sowohl für Investitionen als auch als Partner für die eigene Lieferkette, den Vertrieb und zunehmend im Bereich Forschung und Entwicklung, so Byczkowska. Der Fokus auf Projekte der künstlichen Intelligenz lohne sich, da in beiden Ländern gute Voraussetzung für die Entwicklung entsprechender Lösungen vorliegen. So seien Deutschland und Polen stark industriell ausgerichtet und verfügten überdies über eine hohe digitale Kompetenz. Polen sei das Land in Mittel-Ost-Europa mit der höchsten Zahl von IT-Studenten. Schon jetzt gebe es Beispiele deutscher Unternehmen, die in Polen digitale Produkte und Lösungen entwickeln.

Künstliche Intelligenz, so das Fazit eines Expertenpanels mit deutscher und polnischer Beteiligung, werde einen erheblichen Einfluss auf die Steigerung der Produktivität und die Senkung der Kosten in der Industrie haben. Die Digitalisierung von Produktions- oder Logistikprozessen sei unerlässlich, um die Arbeit zu optimieren und wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Veränderungen am „lebenden Organismus“ eines laufenden Betriebs umzusetzen, sei hoch komplex und durchaus riskant, so Artur Pollak, Geschäftsführer der APA Group, einem auf die digitale Transformation von Unternehmen spezialisierten Unternehmen aus Gleiwitz. In Produktionsbetrieben oder im Dienstleistungssektor werde der Faktor Mensch allerdings auch in Zukunft eine sehr große Rolle spielen.

Hilfe für die Digitalisierung der Produktion komme von der künstlichen Intelligenz und aus dem so genannten Metaversum, einer digitalen Parallelwelt. Durch die Erstellung digitaler Zwillinge von Fabriken oder anderen Anlagen können Veränderungen dort auf sichere Weise getestet und Fehler beseitigt werden. Darauf wies Maciej Zielinski, Geschäftsführer von Siemens Polen, hin. Für die bestmöglichen Lösungen müsse gemeinsam, über Grenzen hinweg, kooperiert werden. Hinzu komme die Notwendigkeit, Nachwuchskräfte für die Arbeitsaufgaben richtig auszubilden. Die berufliche Bildung sowie technische Studien müssten daher ständig angepasst werden, ergänzte Anna Timiofiejczuk, Professorin der Schlesischen Technischen Universität, die eine Reihe von Initiativen zur Ausbildung von technischen Berufen im Hinblick auf die Nutzung und Arbeit mit künstlicher Intelligenz vorstellte.

Die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärken

In den kommenden Jahren wird die Bedeutung der Digitalisierung auch im Gesundheitswesen entscheidend sein. Dies gelte etwa für Bereiche wie die onkologische Diagnostik, so Piotr Krajewski vom Cancer Center Polen. Ebenso würden Patienten künftig bei der Selbstkontrolle ihrer Behandlung von Künstlicher Intelligenz unterstützt. Personalknappheit und die Notwendigkeit, im Gesundheitssektor Einsparungen zu erzielen, seien die Triebfeder für innovative Lösungen. „Polen verfügt über exzellente IT-Spezialisten und eine breite wissenschaftliche Basis, bietet moderne Anwendungslösungen, und Deutschland verfügt neben den entwickelten Technologien auch über ein breites Netzwerk“, so Krajewski. Polen habe den dynamischsten biomedizinischen und medizintechnischen Sektor in Europa, Deutschland sei hingegen der weltweit zweitgrößte Markt für medizinische Produkte. „Durch die Kombination der Potenziale beider Länder wird es möglich sein, ein breites Spektrum potenzieller Kunden weltweit zu erreichen“, zeigte sich auch Moderatorin Anna Goldsworthy, Geschäftsführerin des Medical Valley Bayern, überzeugt.

Nach Auffassung der Panelisten ist eine enge Zusammenarbeit auf akademischer und unternehmerischer Ebene notwendig, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Erforderlich sei jedoch eine Vereinfachung der Regelungen unter Wahrung der Datensicherheit sowie die Nutzung von Zertifizierungen im Handel mit anderen Ländern.

Klare Strategie und Erfahrungsaustausch für grüne Energie

Thema der Konferenz waren auch die Dekarbonisierung, der Einsatz von Wasserstoff, Energierückgewinnung und Energieeffizienz, die in einer eigenen Podiumsdiskussion diskutiert wurden. Vor dem Hintergrund des steigenden Energiebedarfs besteht die Herausforderung darin, die Anforderungen der Industrie mit den Klimazielen in Einklang zu bringen und dennoch die Wettbewerbsposition der heimischen Unternehmen zu erhalten.

Wissenschaftler und Unternehmer tauschten Erfahrungen aus beiden Ländern aus und diskutierten innovative technologische Lösungen, um die Klimaziele zu erreichen. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die Energiewende nicht nur große Investitionen erfordere, sondern dass es auch wichtig sei, eine umfassende Strategie für diesen Bereich zu entwickeln. Die Herausforderung bestehe darin, zu bestimmen, welche Energieform den grünen Übergang anführen soll. Trotz des großen Interesses an Wasserstoff befindet sich die Umsetzung dieser Technologie noch in einer Frühphase.

„Die polnisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich äußerst dynamisch. Digitalisierung, Medizintechnik, Energie, Verkehr, Elektromobilität, Weltraumtechnik und Fintech sind nur einige der Bereiche, in denen unsere Länder gemeinsam die Stärke der europäischen Industrie gestalten können", fasste der polnische Botschafter, Dariusz Pawłoś, die Ergebnisse zusammen. Allenthalben wurden bei der Konferenz Hoffnungen geäußert, dass es 2024 wieder zu Regierungskonsultationen zwischen beiden Ländern kommen wird, bei denen auch konkrete Maßnahmen zur Zusammenarbeit in Zukunftssektoren besprochen werden könnten.

Partner der Konferenz waren die Botschaft der Republik Polen, der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft, die Bayerische Staatskanzlei, das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Energie, Bayern Innovativ, DATEV, Deininger Consulting, Deloitte, E.ON edis energia, JDP Drapała & Partners, Panattoni, Rödl & Partner, Siemens und Trumpf Polska.

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  • © IHK Nürnberg / Oliver Dürrbeck
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