Interview
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Aus den Unternehmen

Eröffnung eines Werks in Polen bedeutet bessere Verfügbarkeit unserer Produkte für internationale Kunden

24.02.2023

Interview mit Lutz Güde, Geschäftsführer der Güde GmbH.

Die Güde GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen aus Nordrhein-Westfalen, das 70 Mitarbeiter beschäftigt und in der Metallindustrie tätig ist. Das Unternehmen, das seit drei Generationen von Mitgliedern der Familie Güde geführt wird, erwirtschaftet derzeit einen Umsatz von 26 Millionen Euro.
Seit einiger Zeit war das Unternehmen aktiv auf der Suche nach neuen Wachstumsmöglichkeiten und wollte sein Betriebsmodell besser an die steigenden Kundenanforderungen und die sich verändernden Marktbedingungen anpassen.
Als die Unternehmensleitung im Zuge ihrer Wachstumsstrategie beschloss, eine Produktionsstätte außerhalb Deutschlands zu eröffnen, fiel die Wahl auf Mikołów in Schlesien.
Lutz Güde, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, spricht über die Erfahrungen mit der Ansiedlung in Polen und die aktive Unterstützung der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer während dieses Prozesses.

 

AHK: Welche Faktoren haben Sie dazu bewogen, nach Möglichkeiten zu suchen, Ihr Unternehmen im Ausland zu entwickeln?
LG: In den letzten Jahren ist unser Unternehmen sehr dynamisch gewachsen, die Produktion und die Marktnachfrage nach unseren Produkten haben deutlich zugenommen, während die Bedingungen an unserem bisherigen Standort in Deutschland uns daran hinderten, die sich bietenden Wachstumschancen voll auszuschöpfen. Wir brauchten dringend Platz für die Erweiterung unserer Produktionsbasis, was in Deutschland einen sehr hohen finanziellen Aufwand bedeutet hätte. Außerdem hatten wir vor Ort keinen ausreichenden Zugang zu qualifiziertem Personal mit Fachkenntnissen in unserer Branche.

AHK: Warum waren Sie an Polen als möglichem Standort für ein neues Werk interessiert?
LG: Neben dem bereits erwähnten Zugang zu Mitarbeitern mit den von uns gesuchten Kompetenzen ist die sehr gute Infrastruktur hervorzuheben, einschließlich der günstigen Straßen- bzw. Flugverbindungen der Region Kattowitz zu unserem Hauptsitz in Deutschland. In Zeiten instabiler Lieferketten ist dies ein sehr wichtiger Faktor für Unternehmen, die eine konstante und schnelle Auftragsabwicklung und einen zuverlässigen Service für ihre Kunden gewährleisten wollen.

AHK: Welche Rolle hat Ihre Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer bei der Realisierung dieses Projekts gespielt?
LG:
Sie war eine große Unterstützung für uns, sowohl in Bezug auf Informationen über die formalen und rechtlichen Bedingungen für eine Geschäftstätigkeit in Polen, als auch eine sehr praktische Hilfe beim Start. Dank der AHK Polen haben wir unter anderem einen sehr günstigen Standort für unser Werk gefunden, und wir erhielten auch Hilfe in der Anfangsphase bei der Suche nach Mitarbeitern.

AHK: Wie ist die aktuelle Situation im Werk Mikołów?
LG:
Das Werk hat es uns ermöglicht, die Produktivität des Unternehmens deutlich zu steigern, den Maschinenpark zu erweitern, digital unterstützte Produktionsmethoden vor Ort einzuführen und die Logistik zu optimieren.
Wir sind in der Lage, einen angemessenen Lagerbestand aufzubauen und eine wesentlich höhere Verfügbarkeit unserer Produkte für internationale Kunden zu gewährleisten.  Nach der anfänglichen Anlaufphase läuft das Werk wie geplant und führt den Produktionsplan ohne Eingriffe der Zentrale im laufenden Betrieb aus.

AHK: Was hat Sie positiv überrascht und was war schwierig bei der Aufnahme des Produktionsbetriebs in Polen?
LG:
Im Prinzip gab es keine großen Überraschungen. Die gute Meinung der polnischen Mitarbeiter, die wir schon vorher hatten, auch bei der Zusammenarbeit mit Polen in Deutschland, hat sich bestätigt. Wir haben keine nennenswerten kulturellen Unterschiede festgestellt, die Kommunikation läuft reibungslos, auch dank der guten Sprachkenntnisse unserer polnischen Partner. Ein etwas schwierigeres Thema ist die immer noch überbordende Bürokratie, aber das sind Unannehmlichkeiten, die wir aus Deutschland nur allzu gut kennen.

Lutz Güde