Der bilaterale Handelsumsatz zwischen Polen und Deutschland erreichte im vergangenen Jahr 171,9 Milliarden Euro, was einen minimalen Zuwachs von ca. 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dies geht aus den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor.
Polen behauptete wie in den vorigen Jahren seinen fünften Platz unter den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands hinter China, den Vereinigten Staaten, den Niederlanden und Frankreich. Die polnischen Exporte über die Westgrenze stiegen um 3,5 Prozent auf 93,8 Milliarden Euro im Jahr 2024, während die Importe deutscher Waren im gleichen Zeitraum um 3,4 Prozent auf 78,1 Milliarden Euro zurückgingen.
Mit dem Anstieg der deutschen Exporte von Waren nach Polen im Jahr 2024 befindet sich Polen erstmals vor China auf Platz 4 der größten Exportmärkte für deutsche Waren. China importierte Waren im Wert von rund 90 Milliarden Euro aus Deutschland, was einem Rückgang von 7,6 Prozent entspricht.
Polen belegt damit, wie in den Jahren zuvor, Platz 5 der größten Außenhandelspartner Deutschlands, vor Italien (149,2 Milliarden Euro) und hinter Frankreich (183,8 Milliarden Euro). Die Vereinigten Staaten stehen an erster Stelle, gefolgt von China und den Niederlanden.
„Trotz eines weiteren Jahres mit einer schwächelnden Konjunktur in Deutschland und Europa bleibt der Handelsumsatz zwischen unseren Ländern auf einem konstant hohen Niveau“, - betont Lars Gutheil, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen). „Der leichte Anstieg des Gesamtergebnisses ist vor allem auf den schneller wachsenden Export von Waren aus Deutschland nach Polen zurückzuführen, der den sinkenden Import ausgeglichen hat. Das deutliche Wirtschaftswachstum in Polen im letzten Jahr und die daraus folgende steigende Nachfrage des polnischen Marktes haben der deutschen Wirtschaft in der Zeit der Konjunkturschwäche positive Impulse gegeben, was zum Beispiel im Automobilsektor zu sehen war.“ – kommentiert Gutheil.
Den Anteil der Fahrzeugindustrie beim Exportplus nach Polen belegen die vorliegenden Zahlen für das erste bis dritte Quartal 2024. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat stieg der Export in der Kategorie Straßenfahrzeugen um 8,4 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro.
Die deutschen Importe aus Polen hingegen gingen um 3,4 Prozent auf 78,1 Milliarden Euro zurück. Trotzdem bleibt Polen der viertgrößte Importpartner Deutschlands.
Die Aussichten für das Jahr 2025 im bilateralen Handel sind von Faktoren, die nicht nur die beiden Volkswirtschaften betreffen, bedingt. Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen für Unternehmen sind volatil, schwer vorhersehbar und komplex. Die konjunkturelle Entwicklung auf den wichtigsten Märkten Europas und die globale Handelspolitik, damit auch die mögliche Einführung von Zöllen durch die USA, dürften für die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders ausschlaggebend sein.
Die Wachstumsprognosen für 2025 für die deutsche Wirtschaft sind weiterhin moderat. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwartet ein Wachstum von 0,4 Prozent. Die Bundestagswahl biete jedoch eine Chance auf neue Impulse für die Wirtschaft, vor allem bei der Energiepolitik, Investitionsförderung und Deregulierung. Diese Ziele stehen auch in Polen auf der Agenda der Wirtschaftspolitik. Das angekündigte Wirtschaftsprogramm der Regierung, die Intensivierung von Investitionen in Infrastruktur, Energieumstellung und R&D soll ein Wachstum von 3,9 Prozent im Jahre 2025 sichern. Ein Investitionsvolumen von 155 Milliarden Euro in Schlüsselbereiche ist für dieses Jahr ist angekündigt worden. Die Umsetzung von europäischen Initiativen zur Stärkung der Wirtschaft, wie das Competitiveness Compass, sollen auch einen Anstoß zur Belebung der Wirtschaft in der EU liefern. Sinkende Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, die ihre Geldpolitik 2025 weiter lockern dürfte, könnten auch einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben.
„Deutschland und Polen bleiben weiterhin wichtige Handelspartner und das Interesse der Unternehmer aus beiden Ländern an einer Zusammenarbeit in den strategischen, zukunftsträchtigen Sektoren, wie Innovation, Energie und Sicherheit ist groß. Das Polen sich gerade in einem konjunkturellen Gegentrend befindet bietet für deutsche Firmen viele interessante geschäftliche Wachstumschancen. Der große Binnenmarkt Polens und die angekündigten Investitionen eröffnen neue Möglichkeiten für Zusammenarbeit und bilateralen Handel.“, kommentiert Gutheil. „Die von beiden Regierungen angekündigten Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung, Anpassung der Energiepolitik und Deregulierung dürften sich mittelfristig in positiveren Wirtschaftszahlen niederschlagen und somit zu einem erneuten Anstieg des Handels zwischen Polen und Deutschland beitragen.“, so der AHK-Geschäftsführer.