Dr. hab. Sebastian Płóciennik, FWPN
HAUPTSEITE REGISTRIERUNG* PODIUMSDISKUSSIONEN GERMAN EVENING
*Eintritt zum Kongress ist kostenlos, jedoch registrierungsbedingt.

Gespräch mit Dr. hab. Sebastian Płóciennik, Direktor der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
AHK Polen: Sehr geehrter Herr Płóciennik, der European Economic Congress (EEC) ist die größte Wirtschaftsveranstaltung in Mitteleuropa. Umso mehr freuen wir uns, dass Sie daran teilnehmen und bei uns im German Lounge Pavillon sein werden. Welche Erwartungen haben Sie an die EEC und Ihre Zusammenarbeit mit der AHK Polen?
Sebastian Płóciennik: Das Treffen in Kattowitz findet zu einem besonderen Zeitpunkt statt: Wir alle sind beeindruckt von den von Donald Trump eingeführten Zollschranken. Ihre Folgen könnten eine globale Wirtschaftskrise sein und die bestehenden Grundsätze der wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf globaler Ebene in Frage stellen. Ich erwarte, dass die EEC eine ernsthafte Diskussion darüber führt, wie wir das internationale Tauschsystem retten und die USA davon überzeugen können, ihre Politik zu ändern. Wir müssen auch über eine Antwort auf EU-Ebene nachdenken - und zwar nicht unbedingt in Form von Vergeltungsmaßnahmen. Vielleicht sollte Europa zu einem innovativeren und offeneren Markt werden, der unternehmensfreundlicher ist? Die Rolle von Institutionen wie der AHK ist in diesem Zusammenhang von unschätzbarem Wert. Die AHK fördert effektiv die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, aber - was heute ebenso wichtig ist - sie öffnet den Raum für den Austausch von Ideen und Ansichten zwischen Unternehmen. Das brauchen wir, denn wir stehen wahrscheinlich vor einem Umbau der Wirtschaftsordnung in Europa.
AHK Polen: Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 hat die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit mehr als 16.000 gemeinsame Projekte gefördert und damit zum Aufbau der Grundlagen der deutsch-polnischen Verständigung beigetragen. Welche dieser Projekte waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten für die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht? Welche konkreten Initiativen sind Ihrer Meinung nach entscheidend für die Ausgestaltung der heutigen Grundsätze der deutsch-polnischen Zusammenarbeit?
SP: Die Hauptaufgabe der Stiftung besteht darin, bilaterale Initiativen zu unterstützen, die auf der Ebene der Zivilgesellschaft entstehen. Unter diesen mehreren Tausend Projekten gibt es eine reiche Vielfalt der Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschen in den Bereichen Kultur, Bildung, Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und Wirtschaft. Am meisten freue ich mich über die Projekte von Partnern aus kleineren Zentren, für die die Zusammenarbeit im Ausland keine Selbstverständlichkeit ist. Sie sind von großem Wert für die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland.
AHK Polen: Welche konkreten Initiativen und Aktivitäten unternimmt die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, um die Entwicklung der journalistischen Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland zu unterstützen? Welche Rolle spielen die Themen Desinformation in den Medien und die Förderung des Medienpluralismus im Rahmen dieser Zusammenarbeit und welche Bedeutung haben diese Themen in den Medienbeziehungen zwischen Deutschland und Polen?
SP: Die Stiftung veranstaltet seit vielen Jahren die Deutsch-Polnischen Medientage und vergibt in Zusammenarbeit mit ihren Partnern den Tadeusz Mazowiecki Preis für deutsch-polnischen Journalismus. Die Medien verändern sich, deshalb wollen wir auch das Format dieser beiden Veranstaltungen verändern. Die Medien in Polen und Deutschland stehen vor ähnlichen technologischen und finanziellen Herausforderungen und natürlich auch vor der Bedrohung durch Desinformation im öffentlichen Raum. Wir wollen ihnen in unserem Austausch mehr Raum widmen. Erwähnenswert ist auch, dass wir Journalisten mit Stipendien für bestimmte Projekte unterstützen. Diese haben wir auch an Journalisten aus der Ukraine vergeben, die im Moment unter extrem schwierigen Bedingungen arbeiten und gleichzeitig sehr wichtige Dinge zu berichten haben. Die Intuition hat uns nicht im Stich gelassen: Die Macher des Oscar-prämierten Films Mariupol sind unsere früheren Stipendiaten.
AHK Polen: Wie sehen Sie die Zukunft der deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen - als Duo oder solo?
SP: Keiner in Europa kann sich einen „Alleingang“ leisten. Zwischen dem chinesischen Hammer und dem amerikanischen Amboss hat unser Kontinent nur als geeinter, starker Akteur eine Chance. Der Weg zu einem gemeinsamen Standpunkt angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen wird jedoch nicht einfach sein. Alle EU-Mitglieder müssen bereit sein, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und sich auf gemeinsame Initiativen einzulassen. Das gilt insbesondere für Polen und Deutschland: Gemeinsam mit Frankreich können sie zu Initiatoren wirklich wegweisender Projekte werden. Wir brauchen z.B. eine Kapitalmarktunion, eine Energieunion, die Koordinierung militärischer Projekte, die Abschaffung von Schranken im Dienstleistungsverkehr. Wenn das gelingt, wird auch die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen zunehmen. Wenn in den nächsten 3 bis 4 Jahren nichts Nennenswertes geschieht, könnten wir als Region in der Weltwirtschaft nicht mehr zählen. Es steht also sehr viel auf dem Spiel.
AHK Polen: Wir danken für das Gespräch.