Wirtschaftsnachrichten
Neues aus der AHK Polen

Polens BIP im 3. Quartal unter den Erwartungen, Industrieproduktion überrascht positiv

02.12.2024

Polens Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im dritten Quartal um 2,7 Prozent im Jahresvergleich, verglichen mit 3,2 Prozent im zweiten Quartal 2024, so das Statistische Zentralamt Polens (GUS).

Im gleichen Zeitraum wuchsen laut der Mitteilung des Statistikamtes (GUS) die Investitionen im Jahresvergleich um 0,1 Prozent, der private Konsum um 0,3 Prozent und die Inlandsnachfrage um 4,4 Prozent im Jahresvergleich.

Diese Ergebnisse liegen deutlich unter den Schätzungen der Analysten. Laut PAP Biznes erwartete der Markt einen Anstieg der Investitionen um 2,2 Prozent im Jahresvergleich, des privaten Verbrauchs um 3,0 Prozent und der Inlandsnachfrage um 4,5 Prozent im Jahresvergleich.

Die Analysten weisen insbesondere auf die ungünstige Struktur des Wachstums hin, einschließlich der Abschwächung eines der stärksten Wachstumsmotoren Polens, des privaten Konsums. Die Ökonomen von PKO BP betonen das große Ausmaß der Verlangsamung: von 4,6 auf 0,3 Prozent im Jahresvergleich. Darüber hinaus ging der Rückgang des Verbrauchs mit einer Verlangsamung der Importdynamik von 5,7 auf 1,9 Prozent im Jahresvergleich einher. Infolgedessen war der Beitrag der Nettoexporte zum Wachstum mit minus 1,5 Prozentpunkten negativ, wie die Bank betonte. Die schwache Entwicklung der Investitionen, die auf Jahresbasis nahezu stagnierten, gab ebenfalls Anlass zur Sorge.

Die Ökonomen der ING Bank Śląski führen das schlechtere BIP-Ergebnis des dritten Quartals unter anderem auf die Auswirkungen der Überschwemmungen zurück, verweisen aber auch auf andere Faktoren, die den Konsum einschränken und zum Sparen veranlassen: Angst vor einer Verschlechterung der Lage der Haushalte, Krieg, überhöhte Preisniveaus. Nach einem unerwartet guten zweiten Quartal 2024 hat sich der Aufschwung im letzten Quartal verlangsamt und das Konsumwachstum ist überraschend stark zurückgegangen.

Die Analysten glauben jedoch, dass das vierte Quartal mit einem besseren Ergebnis abschließen dürfte. Die Daten für Oktober, insbesondere die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion, ließen auf einen Aufschwung hoffen, betonen die Ökonomen unisono. Sie gehen davon aus, dass sich das Wachstum im 4. Quartal wieder beschleunigen und günstiger strukturiert sein wird.

Die Ökonomen der ING BŚ prognostizieren für das vierte Quartal 2024 ein Wirtschaftswachstum von annähernd 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das BIP für das Gesamtjahr wird nach Meinung der Analysten zwischen 2,7 Prozent (ING BŚ) und rund 3 Prozent (PKO BP) liegen. Im Jahr 2025 dürfte sich das BIP-Wachstum auf etwa 3,5 Prozent beschleunigen, wobei der Konsum aufgrund des langsameren Einkommenswachstums langsamer wachsen wird als in diesem Jahr. Der geschwächte Konsummotor sollte durch Investitionen kompensiert werden, die unter anderem dank der europäischen Mittel aus dem nationalen Coronahilfsfonds (KPO) und den Strukturfonds eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Wachstums spielen können. Experten weisen jedoch darauf hin, dass es derzeit schwierig ist, den Umfang der Investitionen in der kommenden Zeit abzuschätzen.

Produktion stieg über die Erwartungen der Experten

Die vom polnischen Statistikamt (GUS) gemeldeten Ergebnisse der Industrieproduktion im Oktober waren eine sehr positive Überraschung. Die Produktion stieg auf Jahresbasis um 4,7 Prozent und im Vergleich zum September um 10 Prozent. Dies lag deutlich über den Erwartungen der Analysten, die für Polen ein um 1,7 % höheres jährliches Wachstum der Industrieproduktion erwartet hatten, nachdem die monatlichen Zahlen im September den dritten Monat in Folge unter den Erwartungen lagen. Erwartet worden war auch ein Anstieg von 6,5 Prozent gegenüber September.

Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis und wuchs im Jahresvergleich sogar um 5,0 Prozent. In seinem Kommentar zu den Ergebnissen betont Finanzminister Andrzej Domański, dass die Industrieproduktion wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt ist, was sich in der großen Mehrheit der Sektoren zeigt. Ein Anstieg der verkauften Produktion (zu konstanten Preisen) wurde in 24 Industriebereichen verzeichnet. Darüber hinaus erreicht der Produktionsindex, wenn man die saisonalen Faktoren ausklammert, sein Allzeithoch. Im Oktober lag die verkaufte Industrieproduktion um 3,9 Prozent höher als im Oktober 2023 und um 4,6 Prozent höher als im September 2024.