Wirtschaftsnachrichten
Neues aus der AHK Polen

Polen unter den europäischen Wachstums-Spitzenreitern - BIP-Wachstum von 2,9 Prozent im Jahr 2024

31.01.2025

Polens Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird nach vorläufigen Schätzungen des polnischen Statistischen Zentralamtes (GUS) im Jahr 2024 um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Mit diesem Ergebnis gehört Polen zu den Spitzenreitern des Wachstums auf dem Kontinent.

Es bedeutet auch eine deutliche Wachstumsbeschleunigung und einen Aufschwung in einer Wirtschaft, die 2023 praktisch zum Stillstand gekommen war. Damals verlangsamte sich das BIP-Wachstum auf 0,1 Prozent.

Der vorläufige Wert des Zentralen Statistikamtes (GUS), der für 2024 ein BIP-Wachstum von 2,9 Prozent angibt, übertrifft leicht die jüngsten Prognosen von Wirtschaftsexperten, die von einem Ergebnis von 2,8 Prozent ausgingen. Die Veröffentlichung bleibt jedoch leicht hinter dem zurück, was die Regierung noch vor wenigen Monaten angekündigt hatte. Anlässlich des Haushaltsgesetzes rechnete sie mit einem BIP-Wachstum zwischen 3 und 3,1 Prozent. Die Prognosen sehen auch ein weiteres BIP-Wachstum in den nächsten 12 Monaten vor. Das Finanzministerium prognostiziert für das Jahr 2025 ein Wirtschaftswachstum in Polen von 3,9 Prozent, was bedeuten würde, dass die polnische Wirtschaft schneller wachsen wird als in den international führenden Ländern.

Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes wuchs die Binnennachfrage im Jahr 2024 um 4,1 Prozent, der Gesamtkonsum um 4 Prozent, darunter die privaten Haushalte um 3,1 Prozent. Die Investitionen, verstanden als Ausgaben für das Anlagevermögen, wuchsen weniger schnell - hier wurde ein Anstieg von 1,3 Prozent verzeichnet. Die Investitionsquote sank auf 17,4 Prozent von 17,7 Prozent im Jahr 2023.

Auf der Grundlage der aktuell verfügbaren Daten wurde geschätzt, dass die Bruttowertschöpfung in der Volkswirtschaft im Jahr 2024 um 2,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 gestiegen ist, verglichen mit einem Anstieg von 1,2 Prozent im Jahr 2023. Die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe stieg im Jahr 2024 gegenüber 2023 um 1 Prozent und im Handel und in der Reparatur von Waren um 2,3 Prozent. Das Baugewerbe hingegen verzeichnete im Jahr 2024 einen Rückgang der Bruttowertschöpfung um 6,7 Prozent gegenüber 2023, verglichen mit einem Anstieg um 0,4 Prozent im Jahr 2023.

Der Konsum ist der Wachstumsmotor im Jahr 2024

In ihrem Kommentar betonen die Ökonomen der größten polnischen Bank PKO BP, dass der private Konsum, der im Jahresvergleich um 3,1 Prozent wuchs, hauptverantwortlich für den Aufschwung der Wirtschaft im letzten Quartal 2024 war. Die Analysten betonen jedoch, dass sein Tempo nicht mit dem deutlichen Wachstum des realen Haushaltseinkommens (5,6 Prozent in Q1-3 '24) mithalten konnte. Der Rückgang der Konsumnachfrage wird von den Experten auf das Bestreben zurückgeführt, die Ersparnisse wieder aufzustocken, was auch durch positive Realzinsen unterstützt wird.

Die Investitionen wuchsen um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Bremse für die Investitionstätigkeit waren die Übergangszeit zwischen den  aufeinanderfolgenden EU-Finanzrahmen und der Rückgang der Unternehmensgewinne. Faktoren wie die hohen Realzinsen und die anhaltende geopolitische Unsicherheit wirkten sich ebenfalls auf das bescheidene Investitionswachstum aus. Dennoch hielten erweiterte Ausgaben für die Modernisierung des Militärs den Gesamtwert der Investitionen in der Wachstumszone, obwohl im privaten Sektor die Dynamik der Anlageinvestitionen deutlich nachließ.

Polens Wirtschaftswachstum wurde durch die Außenhandelsbilanz gedämpft: Die Nettoexporte verringerten die BIP-Dynamik um 1,0 Prozentpunkte, da die schwächelnde Auslandsnachfrage, die die Exporte beeinträchtigte, mit steigenden Importen zusammenfiel, die unter anderem durch eine höhere Inlandsnachfrage unterstützt wurden.

Ausblick für 2025

Wirtschaftsexperten erwarten ein weiteres Wachstum der polnischen Wirtschaft im Jahr 2025. Unabhängige Analysten gehen von einer durchschnittlichen jährlichen BIP-Wachstumsrate von 3,5 % aus, das Finanzministerium prognostiziert sogar 3,9 %. Neben dem anhaltend hohen Konsum dürften auch die Investitionen, einschließlich der öffentlichen Investitionen, deutlich steigen.

Vor allem die EU-Mittel werden eine wichtige Triebkraft sein. Unter anderem wird ein deutlicher Anstieg der Investitionen staatlicher Unternehmen und lokaler Verwaltungen erwartet, und eine wichtige Finanzierungsquelle werden Mittel aus dem Wiederaufbaufonds und dem EU-Haushalt für 2021-2027 sein. 2025 dürften Schätzungen zufolge rund 50 Mrd. PLN aus dem Zuschussanteil des EU-Coronahilfsmittel (KPO) und 40 Mrd. PLN aus dem Darlehensanteil an die Begünstigten gehen. Einen etwas geringeren Beitrag zur Wiederbelebung werden auch die Mittel aus der Kohäsionspolitik leisten. Den Prognosen zufolge werden die Begünstigten im Jahr 2025 Mittel in Höhe von 45 Mrd. PLN und im Jahr 2026 in Höhe von über 60 Mrd. PLN erhalten. Insgesamt dürften die Begünstigten in diesem und im nächsten Jahr als Teil der KPO- und Kohäsionsmittel das Äquivalent von etwa 3,5 % des BIP erhalten, mehr als dreimal so viel wie im Jahr 2024.