Wirtschaftsnachrichten

Lockdown in Polen: Folgen für deutsche Unternehmen gering

25.03.2021

Nach einem starken Anstieg der Coronainfektionen verschärft Polens Regierung ab Samstag, 27. März 2021, die Schutzmaßnahmen. Betroffen ist vor allem der Einzelhandel. Deutsche Unternehmen werden nach Einschätzung der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) von den Regelungen kaum betroffen. „Wir sind erleichtert, dass die polnische Regierung Maßnahmen mit Übersicht getroffen hat“, sagt Lars Gutheil, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK.

Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki sowie Gesundheitsminister Adam Niedzielski gaben am Donnerstag während einer gemeinsamen Pressekonferenz die verschärften Maßnahmen bekannt. „Polen befindet sich im schwierigsten Moment der Pandemie, wir nähern uns der Kapazitätsgrenze des Gesundheitswesens. Alle noch so schwierigen Entscheidungen sind in diesem Moment notwendig, um diese Welle zu kontrollieren“, sagte Morawiecki. Die neuen Maßnahmen sollen vorerst bis zum 9. April dauern.

 Die neuen Einschränkungen lauten wie folgt:

  • Große Einkaufszentren, Möbel- und Baumärkte über 2.000 Quadratmetern werden geschlossen. Großhandel und Baulager bleiben dagegen verfügbar.
  • Lebenswichtige Bereiche wie Lebensmittelhandel, Apotheken, Drogerien und der Buchhandel bleiben geöffnet. Allerdings gilt in Einzelhandelsbetrieben die Regel von einer Person pro 15 Quadratmetern, bei Betrieben oberhalb von 100 Quadratmetern von einer Person pro 20 Quadratmetern.
  • In Kirchen und anderen Orten religiöser Verehrung ist eine Person pro 20 Quadratmeter mit einem Abstand von 1,5 Metern zugelassen.
  • Haar-, Schönheits- und Kosmetiksalons werden geschlossen,
  • Kindergärten und Kinderkrippen werden geschlossen, es gibt eine Kinderbetreuung für Sanitäter und Ordnungskräfte. Für Schulklassen der Stufen 1-3 gilt Fernunterricht.
  • Sporteinrichtungen sind auf den Profisport beschränkt.

„Die gute Nachricht lautet: Es gibt keine Änderung beim Grenzregime“, betont Lars Gutheil. „Das lässt viele deutsche Unternehmen aufatmen, die mit Grenzpendlern arbeiten und auf Lieferketten aus Polen angewiesen sind.“ Polen habe die richtigen Schlüsse aus den Fehlern der ersten Welle im vergangenen Frühjahr gezogen, in der die Grenzen wochenlang geschlossen worden seien. Auch für die Arbeit in Unternehmen bleibe es bei der bloßen Empfehlung des Gesundheitsministers, wenn möglich aus der Ferne zu arbeiten. „Damit legt die Politik die Verantwortung in die Hände der Unternehmen, die diese nun umsichtig einsetzen müssen“, so Gutheil.

Polen verzeichnet aktuell nach offiziellen Angaben über 34.000 Ansteckungsfälle und 520 Tote innerhalb eines Tages. „Die Lage bleibt also ernst“, so Gutheil. Nun komme es für alle darauf an, die dritte Welle so rasch wie möglich zu durchbrechen, um Leben zu retten und auch die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. Deutsche Tochterbetriebe, gerade in der verarbeitenden Industrie und im Dienstleistungssektor, hätten die Sicherheitsvorgaben vorbildlich umgesetzt. „Die meisten haben sich der Situation gut angepasst und berichten, dass ihre Arbeit wieder weitgehend funktioniert.“

Polen erzielte mit Deutschland nach Angaben des Bundesamts für Statistik im Jahr 2020 ein Handelsvolumen von 122,9 Milliarden Euro (-0,5% gegenüber 2019), wobei die Einfuhren aus Polen sogar um 1 Prozent wuchsen. Nach Angaben der AHK waren vor allem Autobatterien und Fahrzeugteile, Maschinen, Elektronikartikel sowie chemische Erzeugnisse für den Erfolg verantwortlich. „Trotz der aktuellen Situation gehen wir davon aus, dass sich der bilaterale Handel weiterhin dynamisch entwickelt und beide Länder ihre Vernetzung weiter intensivieren“, so AHK-Chef Gutheil.