Wirtschaftsnachrichten

Europawahl 2024: Energie, Digitalisierung und Bürokratieabbau als Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit Europas

03.04.2024

IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl

Die Europäische Union bietet große Vorteile für Unternehmer, hat aber in letzter Zeit als Wirtschaftsstandort an Attraktivität verloren, insbesondere für Industrieunternehmen. Darauf deuten die Ergebnisse des Unternehmensbarometers hin, das der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter deutschen Unternehmern durchgeführt hat. Die Unternehmen fühlen sich auch durch Bürokratie und falschen Fokus der EU-Maßnahmen blockiert.

Für das IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024 haben die Industrie- und Handelskammern (IHKs) die Antworten von rund 3.000 Betrieben aus allen Branchen und Regionen gesammelt. Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschlands Unternehmerinnen und Unternehmer die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft in Gefahr sehen. Diese müsse nach der Europawahl dringend gestärkt werden, betonen sie.

Danach beschreibt eine breite Mehrheit der Unternehmen wichtige Errungenschaften der EU als konkreten Nutzen auch für ihr Geschäft. Dazu zählen vor allem Faktoren wie politische Stabilität (82 Prozent), eine gemeinsame, stabile Währung (76 Prozent), einheitliche EU-Normen und Standards (68 Prozent), Zugang zu europäischen Märkten (66 Prozent), weniger Wettbewerbsverzerrungen (64 Prozent) und Fachkräftegewinnung aus anderen EU-Mitgliedsstaaten (61 Prozent).

Die deutschen Unternehmer sehen jedoch einen besorgniserregenden Trend in Europa. Alarmierend ist allerdings: Für zwei Drittel der deutschen Industriebetriebe ist die Attraktivität der EU als Unternehmensstandort in den vergangenen fünf Jahren gesunken. Nur 5 Prozent sehen verbesserte Standortbedingungen. Über alle Branchen hinweg spüren 56 Prozent eine gesunkene und 7 Prozent eine gestiegene Attraktivität.

"Europa läuft trotz der grundlegend guten Ausgangslage Gefahr, im internationalen Wettbewerb an Boden zu verlieren. Dieser Trend muss umgehend gestoppt werden", sagt Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Er weist auf die Notwendigkeit hin, den Green Deal zu überarbeiten, einschließlich des Abbaus bürokratischer Hürden, damit die Unternehmen die notwendigen Ressourcen freisetzen können, um ihren Betrieb in eine klimafreundliche Richtung umzustrukturieren.

Hauptthemen: Bürokratie, Energie, Cybersicherheit

Nicht weniger als 95 Prozent der befragten deutschen Unternehmen beklagen Bürokratie als geschäftshemmenden Faktor. Überbordende Vorschriften wie die Datenschutzgrundverordnung, zahlreiche neue Berichtspflichten oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz kosten Zeit, Geld und binden Mitarbeiter.

Die notwendigen Initiativen müssten in der nächsten Legislaturperiode konsequent umgesetzt werden, damit die Entlastungen für die Unternehmen zeitnah und konkret spürbar würden. Gerade komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren sowie kleinteilige Dokumentationspflichten wirkten sich besonders negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus.

Als zweiten Schwerpunkt der kommenden EU-Politik erhoffen sich mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer (68 Prozent) eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Bei den energieintensiven Branchen sind es sogar 76 Prozent. Die Bereitstellung erschwinglicher und sicherer Energie ist von grundlegender Bedeutung für Unternehmen und damit für Arbeitsplätze in Europa.

Die Unternehmen betonen auch, dass ein wirksamer Schutz vor Cyberangriffen immer wichtiger wird. Für 52 Prozent der Befragten sollte die Verhinderung digitaler Angriffe eine weitere Priorität der EU sein. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssen sich besser gegen diese Angriffe schützen können.

Bewährungsprobe für den Standort Europa

Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union sollte in erster Linie durch Innovation, technologischen Fortschritt und den breiten Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz erfolgen.

 Darüber hinaus sollte Europa auch für Unternehmen und Spitzenfach- und -führungskräfte attraktiver werden. Bürokratieabbau, bessere internationale Integration, niedrigere Energiekosten, schnellere Verfahren und mehr qualifizierte Arbeitskräfte sollten auf der Agenda der EU stehen, um die europäische Wirtschaft zu stärken.

Das vollständige Unternehmensbarometer mit weiteren Informationen gibt es hier zum Download:
IHK-Unternehmensbarometer 2024

Europawahl 2024 – Wirtschaft wieder stark machen!

Vom 6. bis zum 9. Juni wählen die EU-Bürgerinnen und -Bürger das neue Europäische Parlament. Welche Rolle spielt die EU für die deutsche Wirtschaft? Was muss sie aus Sicht der Betriebe tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa zu verbessern?

Diese Fragen wurden von Unternehmern beantwortet, die an der Umfrage des IHK-Wirtschaftsbarometers teilgenommen haben.