Polen will in diesem Jahr rund 155 Milliarden Euro gezielt in Zukunftsbranchen investieren. Daraus folgen gerade für die Zusammenarbeit mit deutschen Firmen ausgezeichnete Geschäftschancen, ist die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK) überzeugt.
Herausragend seien dabei Branchen wie Energieversorgung und Energiespeicherlösungen, effiziente Logistik sowie smarte Infrastruktur.
„Polen ist ein Land auf der Überholspur“, betont Lars Gutheil, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Polnischen Handelskammer (AHK) in Warschau. „Mit den angekündigten Milliarden, die zum Teil aus den verspätet freigegebenen EU-Mitteln finanziert werden, setzt Polen zum Sprung auf eine europäische Spitzenposition an.“ Schon heute verfüge das Land über ein ausgezeichnetes Straßennetz, schnelle Internetverbindungen und gut ausgebildete Fachkräfte. Tusks Programm unter dem Titel „Polen. Ein Jahr des Durchbruchs“ verspreche nun, auch auf den Feldern Weichenstellungen vorzunehmen, bei denen Polen noch Baustellen aufweise. „Dazu zählt etwa die Energieversorgung, in der Polen heute einen zu geringen Anteil erneuerbarer Energien ausweist“, so Gutheil. „Hier tut sich im Moment sehr viel. Dies macht zugleich erhebliche Investitionen in Netzwerke, Speichertechnik und weitere neue Technologien erforderlich.“
Am 10. Februar 2025 kündigte die polnische Regierung an, noch in diesem Jahr mindestens 155 Milliarden Euro (650 Milliarden Zloty) in Schlüsselbereiche wie nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und Infrastruktur zu investieren. Die Strategie stützt sich auf sechs Säulen: Investitionen in die Wissenschaft, die Energiewende, moderne Technologien, die Entwicklung von Häfen und Schienenverkehr, einen dynamischen Kapitalmarkt sowie die Unterstützung und Zusammenarbeit mit Unternehmen. Der Umfang des Programms sei in der polnischen Geschichte einmalig, so Ministerpräsident Tusk.
„Das Programm soll Polen nicht nur als attraktiven Standort für Investitionen positionieren, sondern bietet auch konkrete Anknüpfungspunkte für deutsche Technologieanbieter, die ihre Lösungen im Nachbarland verkaufen möchten“, so AHK-Chef Gutheil. Gerade auf Feldern wie der Energiewende, der Digitalisierung industrieller Prozesse sowie smarter Infrastruktur genieße Deutschland hohes Ansehen.
So umfasst die polnische Initiative insbesondere den Ausbau grüner Technologien und Erneuerbarer Energielösungen. Dazu zählen der Ausbau der Übertragungsnetze, Investitionen in neue Kapazitäten im polnischen Netz, eine verstärkt dezentrale Energieerzeugung, Biogas, Fernwärme und Energiespeicherung. Polen setzt überdies auf nukleare Energieerzeugung und den konsequenten Ausbau von Offshore-Windparks.
Ebenso soll in allen Wirtschaftsbereichen die Digitalisierung vorangetrieben werden. Tusk kündigte die Zusammenarbeit mit führenden internationalen Unternehmen an. Polen sei bereits heute eine der größten Quellen für IT-Talente in Europa mit 400.000 Spezialisten in der Branche.
Besonders im Blick hat die polnische Regierung den Logsitiksektor, da das Land im Herzen Europas liegt und Transport, Spedition und Logistik bereits heute 6 Prozent des polnischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Mit einer gezielten Initiative zum Ausbau der polnischen Seehäfen, solle das Land sich weiter zu einem der wichtigsten Logistikzentren in Europa entwickeln und mit Nordsee- und Adriahäfen konkurrieren. Bis 2030 soll sich auf diese Weise der Umschlag an den Häfen verdreifachen. „Hier liegen ausgezeichnete Chancen für deutsche Anbieter, die auf dem Gebiet der Logistik herausragende Expertise aufweisen“, ist Gutheil überzeugt. Die polnische Regierung kündigte außerdem die Bereitstellung von 43 Mrd. Euro (180 Mrd. Zloty) für die Modernisierung der Eisenbahnen an, um den Güterverkehr zu verbessern und die Entwicklung der Häfen zu unterstützen. Zu den geplanten Investitionen gehört der Bau neuer Eisenbahnstrecken und Containerterminals, die die Transportzeiten verkürzen und die Effizienz der Logistik erhöhen werden.
Für 2025 erwarten Experten in Polen ein Wirtschaftswachstum von mehr als 3,5 Prozent. „Damit ist das Land eine interessante Option für deutsche Unternehmen, gerade aus dem Mittelstand, die angesichts der lahmenden Konjunktur in Deutschland neue Absatzmärkte erschließen möchten“, so Gutheil.