04.09.2024

Der zweite Tag im Deutschen Pavillon German Lounge war dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet. Der Morgen begann mit einem Business-Frühstück, bei dem wir gemeinsam mit BASF und Kantar Polska die ersten Ergebnisse der ersten polnischen Umfrage über Nachhaltigkeitspraktiken in der verarbeitenden Industrie vorstellten. Bei Podiumsdiskussionen wurde das Thema weiter vertieft: „E-Mobilität: Einbahnstraße oder Autobahn des Wandels“ und „Dekarbonisierung der Industrie: ein holpriger Weg zum Net Zero?“ Zwischen den Diskussionsrunden fand ein Treffen mit Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie statt, der Fragen von Dr. Lars Gutheil, Hauptgeschäftsführer AHK Polen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit und deren Entwicklungsmöglichkeiten beantwortete. Den Höhepunkt bildete die Podiumsdiskussion im Hotel Golebiewski: „Neues Tandem? Die Rolle von Polen und Deutschland in einem sich wandelnden Europa".

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Teilnehmer der Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion: Dekarbonisierung der Industrie: ein holpriger Weg zum Net Zero

Wie wird die Industrie im Jahr 2040 aussehen? Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion betonten, dass das Erreichen der CO2-Neutralität einen umfassenden Ansatz erfordert, einschließlich der Einführung entsprechender Vorschriften. Gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen zu erhalten, um zu verhindern, dass die Produktion in Länder mit weniger strengen Klimaschutzvorschriften verlagert wird.

Die Entwicklung neuer Technologien ist ein weiteres Kernelement des Wandels. Innovationen in den Bereichen erneuerbare Energien, Wasserstofftechnologien und effizientes Energiemanagement sind von entscheidender Bedeutung, wenn die Industrie ihre Emissionen ohne Effizienzverluste reduzieren will. Die Diskussionsteilnehmer betonten auch, dass das Erreichen von Netto-Null-Zielen neben der Regulierung auch die Entwicklung neuer Technologien und eine realistische Einschätzung der Zeitspanne erfordert, in der diese Technologien in großem Maßstab eingesetzt werden können.

Im Jahr 2040 wird sich die Industrie mit Sicherheit der Herausforderung des Klimawandels stellen müssen. Die Industrie wird wahrscheinlich nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer zu dieser Zeit grau, jedoch mit grünen Schattierungen sein.

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Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführer der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer und Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

Gespräch mit Tobias Gotthardt, dem Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Polen und Bayern entwickelt sich dynamisch, mit einem Wachstum sowohl der Exporte als auch der Importe.

Tobias Gotthardt wies auf die Bereiche mit dem größten Potenzial für die Zusammenarbeit hin: den Automobilsektor, die Robotik, die künstliche Intelligenz, die medizinischen Technologien und den Energiesektor, der für beide Länder sehr wichtig ist.

Bayern setzt auf Vielfalt und die Entwicklung moderner Wirtschaftszweige, unterstützt intensiv Start-ups und schafft ein entsprechendes Ökosystem in Verbindung mit Hochschulen und Forschungszentren, bietet attraktive Fördermöglichkeiten und Beratung in allen Entwicklungsphasen der Firma.

Viele Projekte werden schon mit polnischen und europäischen Partnern durchgeführt. Polnische Unternehmen haben ein großes Potenzial als Partner, z.B. in der Medizintechnik oder im IT-Bereich, und viele Projekte dieser Art sind bereits angelaufen. Der Minister betonte die Entwicklungsdynamik Polens und die in Polen vorherrschende Möglich-Macher-Kultur, die hervorragende Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit sind.

Insbesondere dem Energiebereich wird in den kommenden Jahren eine strategische Bedeutung zukommen, darunter auch die Wasserstoffwirtschaft. Auch hier werden starke Partner bei der Etablierung von Infrastruktur, Energiespeichern oder der Entwicklung von Technologien benötigt.

Tobias Gotthardt, der in diesem Frühjahr mit einer großen Unternehmerdelegation Polen besuchte, kündigte weitere Besuche an. Das Ziel ist es, die wirtschaftlichen Beziehungen zu vertiefen, Partner für gemeinsame Geschäftsprojekte zu finden und die politische Zusammenarbeit zu stärken, sowohl bilateral als auch im Rahmen der europäischen Kooperation.

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Teilnehmer der Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion: "E-Mobilität? Einbahnstrasse oder Autobahn des Wandels"

Die Vertreter der Industrie fordern eine Überarbeitung des Green Deals und sind der Meinung, dass Elektromobilität nicht der einzige Weg zur Reduzierung von Treibhausgasen ist. Neben der Elektromobilität sollten auch alternative Energiequellen wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe entwickelt werden. Bei Autos mit Verbrennungsmotor müssen die Treibhausgasemissionen reduziert werden, z. B. durch EURO-7-Normen oder effiziente Katalysatoren.

Sie weisen auch darauf hin, dass zur Erreichung der Klimaziele ein Dialog zwischen den verschiedenen Interessenvertretern - Regierung, lokale Behörden, Industrie und NGOs - erforderlich ist.

Die Maßnahmen des Landes Baden-Württemberg, die auf dem Dialog mit den Unternehmern beruhen und von der Forschung und Entwicklung bis hin zur beruflichen Bildung reichen, sind ein positives Beispiel für einen ganzheitlichen Ansatz zur Transformation. Das Land erklärt sich bereit, mit Polen Erfahrungen in diesem Bereich auszutauschen und Best Practices zu teilen. Darüber hinaus ist hinzuzufügen, dass viele Investoren in Polen Unternehmer aus Baden-Württemberg sind.

Das Ministerium für Infrastruktur in Polen ergreift zahlreiche Maßnahmen, erarbeitet Vorschriften und Pläne zur Entwicklung der Ladestruktur für Personenkraftwagen und im Bereich des Schwer- und öffentlichen Verkehrs. Die Unternehmen betonen jedoch, dass diese Aktivitäten intensiver sein sollten und erwarten einen Dialog. Der Wandel sollte von „bottom-up“ und dezentral, in den Regionen, stattfinden.

 Dialog und Zusammenarbeit sind bei der Dekarbonisierung der Industrie notwendig, damit der Wandel für beide Seiten von Vorteil sein kann. Ein Beispiel hierfür sind die Produktionsstätten von VW, die von den lokalen Behörden unterstützt wurden und nun ihre Abwärme an die  Stadt spenden, um ihr Energiesystem zu entlasten. Ein Beispiel für die Zusammenarbeit im Energiesektor ist auch die Deutsch-Polnische Energieplattform (Zusammenarbeit von DENA, KAPE, mit Unterstützung der AHK Polen).

Die Dekarbonisierung ist ein bedeutendes Ziel, aber sie sollte auf eine Weise verfolgt werden, die die Industrieentwicklung ermöglicht,  Investoren anzieht und Arbeitsplätze erhält und schafft.

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